nd-aktuell.de / 14.12.2017 / Politik / Seite 27

Vielfalt bewahren, Vielfalt nutzen

Kleinbauernverband UNAC in Mosambik hilft, das Saatgut in seiner Breite zu erhalten

Christine Wiid, INKOTA
Flora Antonia Soares ist stolz auf die lokale Maniok-Sorte, die schon verschwunden war.
Flora Antonia Soares ist stolz auf die lokale Maniok-Sorte, die schon verschwunden war.

Flora Antonia Soares ist landwirtschaftliche Fachfrau in Alto Molocue, einem Distrikt in der Provinz Zambezia im Zentrum von Mosambik. »Wir haben hier vier lokale Maniok-Varianten«, erklärt sie. »Eigentlich waren diese Sorten schon fast verschwunden, aber mithilfe von UNAC ist es uns gelungen, diese Sorten zu bewahren.« Der Kleinbauernverband UNAC arbeitet seit einiger Zeit erfolgreich mit der Entwicklungsorganisation INKOTA aus Deutschland zusammen. Gemeinsam unterstützen die Organisationen die Bäuerinnen in Zambezia dabei, ihr Saatgut zu bewahren und zu vervielfältigen.

Saatgut teilen: In Mosambik ist der Austausch und Nachbau von Saatgut gefährdet

Flora Antonia Soares gehört zum Bauernverein »Muralelo«. Dieser baut vor allem Maniok, Mais und Süßkartoffeln an. Die Sorten sind wegen ihrer langen Haltbarkeit und wegen ihres guten Geschmacks gefragt - auch aus Nachbardörfern kommen Bauern vorbei, um zum Beispiel die Stecklinge der Süßkartoffeln zu tauschen. »Wir lagern sie in feuchter Erde unten am Fluss oder in kleinen Gewächshäusern«, erklärt Flora Soares. Auch die Vermehrung von Maniok ist einfach: Als Setzling verwendet man Stängelstücke ausgewachsener Maniokpflanzen. Bis zum Pflanztermin können sie gebündelt an schattigen Plätzen gelagert werden. So sind sie bis zu einem halben Jahr haltbar.

UNAC hat mit den Bauern und Bäuerinnen mehrere Demonstrationsfelder angelegt, auf denen die Vereinsmitglieder die verschiedenen Sorten anpflanzen und neue Pflanztechniken erproben. »Die Süßkartoffeln wachsen sehr gut«, berichtet Francisco Paulino Rama, ein Vereinsmitglied. »Und dieses Demonstrationsfeld ist eine gute Werbung für uns.«

Das Feld liegt direkt an einer Straße - schon öfter haben Autos angehalten, um sich die Produktion anzusehen, erzählt Rama. Einmal sei eine Nichtregierungsorganisation sogar wiedergekommen, um Stecklinge zu kaufen und in einem anderen Projekt zu verteilen. Ein großer Teil der Produktion dient aber der eigenen Ernährung. »Die Süßkartoffeln sind ein gutes Frühstück für die Kinder«, berichtet Flora Soares, die selbst vier kleine Kinder hat. »Wir machen einen Brei daraus oder Marmeladen.«

Aber warum waren diese Sorten überhaupt beinahe verschwunden? Das hängt mit den Folgen des Bürgerkriegs zusammen, der 1992 endete. Millionen Menschen wurden aus ihrem Heimatgebiet vertrieben und ihrer Lebensgrundlage beraubt - auch in Alto Molocue. »Nach dem Krieg waren es Hilfsorganisationen, die Nothilfe geleistet haben und Saatgut oder Stecklinge verteilt haben«, erzählt Flora Soares. »So sind viele der einheimischen Sorten in Vergessenheit geraten.«

UNAC will das ändern, denn die lokalen Sorten haben viele Vorteile für die Menschen. Sie sind an das jeweilige Mikroklima angepasst und resistenter gegen Schädlinge oder Plagen. Das Pilotprojekt wird nun von UNAC auch in andere Provinzen Mosambiks getragen. In Manica, in den Distrikten Gondola und Sussundenga, gibt es seit Oktober ein neues Projekt zur Sicherung und Vervielfältigung von Saatgut. Experten der UNAC führen gerade gemeinsam mit den Bauern eine Inventur aller genutzten Sorten durch. Ziel der UNAC ist es, ein Sortenregister und eine Saatgutbank aller in Mosambik verwendeten Sorten einzurichten.

Demnächst wird auch Flora Soares nach Manica reisen, um von ihren Erfahrungen zu berichten und sich mit den Bauern und Bäuerinnen in Manica auszutauschen. »Der Austausch ist wichtig«, findet auch Luis Muchanga, Geschäftsführer der UNAC. »Wir wollen, dass die Bauern ihr Wissen austauschen und sich vernetzen. UNAC gibt nicht nur praktische Unterstützung, sondern ist auch eine landesweite Bewegung der Bauern und Bäuerinnen.«