nd-aktuell.de / 14.12.2017 / Politik / Seite 22

Region der Migration

Im südlichen Afrika fehlen vielerorts die Perspektiven

Stefanie Wurm, Weltfriedensdienst

In den vergangenen beiden Jahrzehnten ist die Migration im südlichen Afrika dramatisch angestiegen. Viele Jugendliche der Region sehen die Umsiedlung in einen wohlhabenderen Nachbarstaat, beispielsweise nach Südafrika oder Botswana, als einzige Perspektive. Doch mit geringer Bildung, ungenügenden Fähigkeiten, Sprachbarrieren und einem illegalen Status landen junge MigrantInnen meist im informellen Sektor. Dort sind sie noch anfälliger für Ausbeutung, Armut und Gewalt. Das geringe Einkommen ist selten ausreichend, um ihr eigenes Leben, geschweige denn das ihrer Familien in den Herkunftsländern zu sichern.

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Die kleinbäuerliche Landwirtschaft dient immer weniger als Existenzgrundlage. Folglich verlassen immer mehr Jugendliche ihre Familien und migrieren vor allem in urbane Ballungsräume. Die Wellblech-Siedlungen platzen aus allen Nähten und breiten sich täglich weiter aus. Infrastruktur ist kaum vorhanden. Überdurchschnittlich oft sind Jugendliche von Armut und Krankheiten wie HIV/Aids betroffen. Häusliche Gewalt, Abhängigkeitsbeziehungen, Schwangerschaften im Teenageralter und Schulabbruch bedrohen vor allem Mädchen und junge Frauen.

Im südlichen Afrika gibt es weltweit die höchste Jugendarbeitslosigkeit. Selbstbestimmtes Lernen zur Vorbereitung auf ein selbstbestimmtes Leben ist nicht vorgesehen. Nur sehr wenige junge Menschen besuchen weiterführende Schulen oder Universitäten. Die Chancen dieser Generation auf dem Arbeitsmarkt sind daher beschränkt. Ein traditionell stark ausgeprägtes Senioritätsprinzip verhindert, dass Erfahrungen und Sichtweisen junger Menschen Gehör finden. Nicht nur im familiären Umfeld, auch in gesellschaftlichen Prozessen werden Jugendliche diskriminiert. Die Folge ist eine weitverbreitete Frustration unter jungen Menschen.

Junge Menschen haben das Potenzial, einen dynamischen Faktor für sozialen Wandel darzustellen, wenn sie in Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Doch politische, soziale und ökonomische Teilhabe bleibt ihnen oft verwehrt. Damit wird sowohl ihr individuelles Potenzial als auch das für die regionale Entwicklung unterdrückt.