nd-aktuell.de / 15.12.2017 / Kultur / Seite 14

Klaue liest!

Einer der Wenigen, die nicht müde werden, die deutsche Linke für ihre zeitweilige Neigung zu Kitsch, Selbstbeweihräucherung, revolutionärem Pathos und Denkverweigerung zu kritisieren, ist der Autor und Wissenschaftler Magnus Klaue.

Die vergangenes Jahr mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnete Publizistin und »Philosophin« Carolin Emcke (»Gegen den Hass«) nannte er kürzlich treffend einen »zivilgesellschaftlichen Verlautbarungsautomaten«. Über den umtriebigen und von vielen als eine Art Großmeister kritischer, politischer Gegenwartskunst bejubelten Schweizer Theaterregisseur Milo Rau schrieb er im selben Artikel: »Er kann alles, schämt sich nie, hat alles erlebt und alles durchlitten, giert aber, ganz der erfahrungshungrige Unmensch, als den sich Deutsche den Menschenfreund denken, trotzdem nach immer neuen Erlebnissen, Überschreitungen und Provokationen. Seine künstlerisch-politisch motivierten Reisen führten ihn um die halbe Welt, nur nie dorthin, wo angenehme Menschen gerne leben.« Weiter heißt es, bei dem Theatermann und Autor Rau handele es sich um eine »multifunktionale Ich-AG, die nicht nur die Produktion, sondern auch die Rezeption, Kritik und propagandistische Verwertung des eigenen Kunstausstoßes besorgt«.

Klaue kann also denken und schreiben, beides Tätigkeiten, deren Beherrschung in der deutschen Linken nicht gerade selbstverständlich ist, um es einmal vorsichtig zu formulieren.

Derzeit ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Leipzig tätig und arbeitet an dem Forschungsprojekt »Ein letzter Bürger - Eine intellektuelle Biografie Max Horkheimers«.

Klaue, von Haus aus Literaturwissenschaftler und Germanist, der einen an Adorno-Lektüre geschulten und im besten Sinne polemischen Stil pflegt, schreibt vor allem für das aus der sogenannten antideutschen Linken hervorgegangene, sich als ideologiekritisch verstehende, umstrittene Periodikum »Bahamas«, das u.a. für seine Humorlosigkeit bekannt ist. Klaue arbeitet aber auch seit vielen Jahren als Autor für diverse linke und bürgerliche Zeitungen (»Jungle World«, »Konkret«, »Frankfurter Allgemeine Zeitung«, »Freitag«). Heute abend stellt er in der »Schankwirtschaft Laidak« sein neues Buch vor. tbl

Buchvorstellung: Magnus Klaue, »Die Antiquiertheit des Sexus - Kindheit, Sprache, Geschlecht« (XS-Verlag), 15.12., 19 Uhr, »Schankwirtschaft Laidak«, Neukölln