nd-aktuell.de / 16.12.2017 / Ratgeber / Seite 29

Ohne Fleiß kein Preis

Denkspiel mit Mike Mlynar

Mike Mlynar
Dieser Tage war zu vernehmen, dass es um die Lesefertigkeit hiesiger ViertklässlerInnen beängstigend stünde. Das öffentliche Echo darauf war erregt und bizarr. Ein Aspekt fehlte in der eilfertigen Ursachenforschung allerdings: dass es besagten Kindern nämlich für die deutsche Sprache einfach an Talent mangele.

Ein solches Argument mag vielleicht abwegig erscheinen. Doch anderweitig wird es ebenso apodiktisch wie entschuldigend gern benutzt. Wenn es nämlich um Erklärungsversuche für schwache Mathemetik- und Logikfertigkeiten geht. Da ist das achselzuckende Talentargument gesellschaftlich durchaus goutiert.

Warum? Wahrscheinlich weil kaum SchülerInnen die Schule gänzlich als Analphabeten verlassen, wohl aber nicht wenige mit partiellem mathematischen Analphabetismus. Und, sich in solcher Majorität geborgen fühlend, kokettiert manche damit, »für Mathe einfach kein Talent zu haben«, und mancher gibt sich forsch, es »auch ohne Mathe zu etwas gebracht« zu haben. Demgegenüber schweigen sich übrigens sogar Menschen, die sich überzeugt zu den neuen »Kreativen« zählen, über ihre miese Orthografie oder ihr nur stockendes Lesen meist geflissentlich aus.

Neben fehlendem Talent wird auch gern die Schule an sich als Ursache für mangelndes logisch-strukturiertes Denken ihrer Zöglinge ausgemacht. Mutmaßte doch sogar Albert Einstein, dass »Entdeckergeist und kreatives Denken im routinemäßigen Lehrbetrieb verloren« gingen.

Aber dieser Satz dürfte so absolut bestenfalls für Genies gelten. Wir anderen sollten uns da eher an die altgriechische Binsenwahrheit halten, dass die Götter vor den Erfolg den Schweiß gesetzt haben (nach Hesiod, um 700 v.u.Z.); ohne Fleiß kein Preis hat der Volksmund daraus gemacht. Das gilt fürs ordentliche Lesen ebenso wie fürs ordentliche Denken. Das nötige Training tut mitunter weh, kann aber dennoch Spaß machen. Auch deshalb heute wieder zwei knackige Denkspielaufgaben:

Etwas schwerer: Es brennen zwei Kerzen von ungleicher Länge und Stärke. Die längere brennt in dreieinhalb Stunden herunter, die kürzere in fünf Stunden. Nach zwei Stunden Brenndauer sind die Kerzen gleichlang. Um wie viel war die eine anfangs kürzer als die andere?

Etwas leichter: Jonas kauft ein Buch als Weihnachtsgeschenk und bezahlt dafür ein Euro plus die Hälfte des Preises. Wie hoch war der?

Ihre Antworten per E-Mail an spielplatz@nd-online.de[1] oder per Post (Kennwort »Denkspiel/Spielplatzseite«). Einsendeschluss: Mittwoch, 20. Dezember. Absender nicht vergessen, denn wir verlosen unter den richtigen Antworten für jede Frage ein Buch.

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