nd-aktuell.de / 18.12.2017 / Politik / Seite 13

Mit Wasser gegen Kohlendioxid

Nasse Landwirtschaft für frühere Moore empfohlen

Schwerin. Sein Moorreichtum bringt Mecklenburg-Vorpommern in eine Zwickmühle: Von den rund 300 000 Hektar, die in den vergangenen Jahrhunderten größtenteils trockengelegt worden sind, geht ein Drittel der Treibhausgas-Emissionen des Landes aus. »Momentan emittieren die Moore mehr Kohlendioxid als alle Windräder im Land einsparen«, erklärt der Moorexperte Hans Joosten von der Universität Greifswald in Schwerin. »Da hilft nur eins: Deckel drauf.«

Der »Deckel« ist Wasser. Die Moore müssten wieder nass werden, um den Kohlendioxid-Ausstoß zu stoppen. Aber letztlich könnten nicht alle Moore aus der Produktion genommen und könne nicht auf das Land verzichtet werden, sagt er. Daher müsse es auf den nassen Standorten auch eine landwirtschaftliche Nutzung geben, durch sogenannte Paludikulturen.

Agrar- und Umweltminister Till Backhaus (SPD) stellte dieser Tage die Fachstrategie Paludikultur in Schwerin vor. Angebaut werden könnten etwa nässetolerante Futtergräser für Wasserbüffel, Schilf für Reetdächer, Rohrkolben für Baustoffe oder Roterlen, deren Holz für den Außen- oder Nassbereich verwendbar sei. Vieles sei auch energetisch nutzbar. So beziehe das Heizwerk Malchin (Mecklenburgische Seenplatte) von 400 Hektar Moorflächen Biomasse, mit der pro Jahr 300 000 Liter Heizöl eingespart werden können. Zugleich würden 500 000 Tonnen Kohlendioxid im Moor gebunden.

Das Schilf für Reetdächer im Land kommt derzeit zu 80 Prozent aus dem Ausland, sagt Christian Schröder vom Greifswald Moor Centrum, das sich mit dem Anbau von Paludikulturen befasst. Bislang wachsen in Mecklenburg-Vorpommern diese Kulturen aber auf weniger als 1000 Hektar. Vieles sei noch ungeklärt, etwa die Förderung. Für die Bewirtschaftung von Nasswiesen werde die Grünlandprämie gezahlt. Schilf oder Rohrkolben dagegen seien noch nicht als landwirtschaftliche Kultur anerkannt.

Schröder mahnt von der Politik Regelungen an. Die Landwirte, die derzeit auf 140 000 Hektar trockengelegten Mooren traditionelle Landwirtschaft betrieben, brauchten eine Alternative. dpa/nd