nd-aktuell.de / 23.12.2017 / Kultur / Seite 26

Sekunden des Schreckens

Wer sich in eines der Fahrgeschäfte - wie hier auf dem Münchner Oktoberfest - setzt, weiß: Gleich geht’s zur Sache. Gleich gerät der Gleichgewichtssinn außer Kontrolle, rebellieren die Eingeweide, rast der Puls, versagen die Nerven, verliert man die Selbstbeherrschung. Kein Zustand, in den man sich normalerweise freiwillig begeben würde, schon gar nicht vor Zeugen. Und doch: Viele Menschen suchen den Kitzel, auch wenn sie am Ende ihren Sitz mit grün schimmerndem Teint wieder verlassen. Sie wissen: Es ist nur ein Spiel für ein paar Minuten. Es sind wenige Sekunden kalkulierten, physikalisch exakt berechneten Schreckens. Ein kurzes Kokettieren mit der Katastrophe. Selbst im Kontrollverlust alles unter Kontrolle. Und danach lösen sie den Sicherheitsbügel, verlassen die Horrorsimulation, sind zurück im Normalzustand. Wie langweilig. Oder? wh

Foto: imago/Ralph Peters