Alles weg

Angsthasen V

  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist der Alptraum eines jeden Journalisten, der schon Interviews geführt hat - und fast jedem ist es schon passiert. Oder er kennt Kollegen, denen es widerfuhr. Man bittet beim Interviewpartner um einen Termin, erhascht eine halbe, vielleicht sogar eine ganze Stunde von dessen kostbarer Zeit. Man bereitet sich vor, geht ins Archiv und ins Internet, knobelt an einfühlsamen, extravaganten, investigativen, jedenfalls noch nie gestellten Fragen. Man kalkuliert die Reaktionen des Gegenübers, sein Ausweichen, will nachfragen, wo es sein muss - das volle Programm also. Dann erscheint man pünktlich, das Gespräch läuft, nachdem man das Aufnahmegerät eingeschaltet hat. Wenn die eingeräumte Zeit fast vorbei ist - die Pressesprecherin des Interviewpartners schaut schon demonstrativ auf die Uhr -, nimmt das Aufnahmegerät und verabschiedet sich.

Draußen hört man aus Neugier mal rein - und erbleicht. Nichts drauf. Oder nur ein Rauschen. Das Gerät hat versagt. Oder man war zu blöd, es zu bedienen. Oder die Batterie war leer. Jedenfalls die ultimative Blamage. Vor der Redaktion. Vor dem Interviewpartner, der - wenn er sehr gnädig ist - bei nächster Gelegenheit noch einmal seine Bonmots zu Protokoll gibt, allerdings diesmal lustlos. Und vor sich selbst - wie blöd kann man nur sein? Wem das einmal passiert ist, der stellt in Zukunft lieber zwei Geräte auf den Tisch und schreibt außerdem noch mit. Wolfgang Hübner

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