nd-aktuell.de / 04.01.2018 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 20

»Burglind« wütete mit orkanartigen Böen

Beeinträchtigungen im Bahnverkehr und abgedeckte Dächer

Ralf Isermann, München

»Burglind« hat am Mittwoch mit Böen von um 120 Kilometer pro Stunde in großen Teilen Deutschlands zu Beeinträchtigungen geführt. Trotz einer Reihe von Verkehrsunfällen und beschädigten Gebäuden blieben die Folgen des ersten großen Sturms dieses Jahres weitgehend überschaubar. In Frankreich führte der Sturm unter dem Namen »Eleanor« hingegen zu einem Toten und 15 Verletzten.

Vom Norden zog »Burglind« fast durch ganz Deutschland. Im Laufe des Tages schwächte sich der Sturm aber zunehmend ab, der Deutsche Wetterdienst hob seine für viele Regionen ausgegebenen Unwetterwarnungen zum großen Teil nach und nach auf. Mit 191 km/h wurden auf dem Hochgrat im Allgäu in 1720 Metern Höhe die stärksten Böen gemessen, in vielen niedrigeren Regionen gab es Böen von hundert bis 120 km/h.

Im Bahnverkehr führten Schäden durch »Burglind« zu Beeinträchtigungen. Im Fernverkehr wurden ab Köln, Aachen, Kaiserslautern und Stuttgart Strecken gesperrt, im Nahverkehr Strecken in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.

In Nordrhein-Westfalen prallte am Mittwochmorgen ein Zug auf der Strecke zwischen Coesfeld und Dortmund im Bereich Lünen auf einen umgestürzten Baumstamm. Dabei entgleiste der Triebwagen und rutschte trotz Schnellbremsung 120 Meter durch das Gleisbett. Von den rund 70 Fahrgästen wurde niemand verletzt.

In vielen Regionen waren Polizei und Feuerwehr im Dauereinsatz. In Nordrhein-Westfalen zählte die Polizei mehr als 1500 Einsätze und 128 witterungsbedingte Verkehrsunfälle. Dabei seien drei Menschen schwer und sechs Menschen leicht verletzt worden, der gesamte Sachschaden dürfte in Nordrhein-Westfalen mehr als drei Millionen Euro betragen. Auch der Fährverkehr zu den Inseln Langeoog, Spiekeroog, Wangerooge und Helgoland wurde eingeschränkt.

Mit seinen orkanartigen Böen deckte »Burglind« auch Dächer ab. Im baden-württembergischen Kehl wurde eine etwa tausend Quadratmeter große Dachfläche der Hafenverwaltung zerstört, der Sachschaden beträgt rund 250 000 Euro. Im rheinland-pfälzischen Sinzig-Bad Bodendorf hob eine Windhose ein Stalldach ab und schleuderte es auf eine Hauptstraße, so die Polizei. Dadurch seien 14 geparkte Autos, eine Fotovoltaikanlage und mehrere angrenzende Häuser beschädigt worden.

In Frankreich wurde ein Skifahrer auf einer Piste in Morillon in den Alpen von einem Baum erschlagen. Darüber hinaus seien nach einer vorläufigen Bilanz 15 Menschen durch den Sturm verletzt worden, sagte ein Sprecher des Zivilschutzes. Sie wurden von umstürzenden Bäumen oder herabfallenden Gegenständen getroffen. Die Regionalflughäfen in Straßburg und Basel-Mulhouse-Freiburg wurden wegen des Sturms vorübergehend gesperrt. Auch der Eiffelturm in Paris wurde wegen Windböen von bis zu 100 km/h geschlossen. Rund 200 000 Haushalte vor allem im Norden Frankreichs waren ohne Strom. Auch in Deutschland gab es in einigen Regionen Stromausfälle. AFP/nd