nd-aktuell.de / 06.01.2018 / Brandenburg / Seite 14

Fußballfans forschen nach Naziopfer

Andreas Fritsche

»Wer war Eljasz Kaszke? Und was geschah mit dem jüdischen Vereinsmitglied von Hertha BSC, nachdem die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen?« Diesen Fragen gehen Anhänger des Fußballklubs jetzt in der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen nach.

In etlichen Fußballstadien kommt es leider immer wieder vor, dass Neonazis faschistische Parolen grölen, den Hitlergruß zeigen und nach dem Spiel Passanten belästigen, die sie für Ausländer halten. Früher gab es auch die Unsitte, höhnisch zu singen: »Hans Rosenthal ist tot.«

Der jüdische Waisenjunge Hans Rosenthal (1925-1987) hatte die Nazizeit versteckt in einer Laubenkolonie in Berlin-Lichtenberg überlebt, war ein beliebter ZDF-Moderator, begeisterter Fußballer und Präsident des Sportvereins Tennis Borussia Berlin.

Angesichts der genannten Vorkommnisse ist es verdienstvoll, wenn vernünftige Fußballfans engagiert die Geschichte aufarbeiten. Das tun jetzt 17 Anhänger des Erstligisten Hertha BSC. An diesem Wochenende recherchieren sie in Sachsenhausen das Schicksal eines ehemaligen jüdischen Vereinsmitglieds. Eljasz Kaszke wurde dort am 17. März 1940 von der SS ermordet. Ansonsten sei Kaszkes Lebensweg »weitgehend unbekannt«, informierte die Stiftung brandenburgische Gedenkstätten am Freitag. Dies solle sich nun ändern.

Die Projektteilnehmer werden in Archiven nachforschen und Orte in Berlin und Oranienburg erkunden, heißt es. Im Februar und im März sollen zwei weitere Workshops stattfinden. Ergebnisse sollen im April öffentlich präsentiert werden. Beabsichtigt ist es, für Besucher der Gedenkstätte und für Hertha-Fans eine Biografie Kaszkes zu schreiben.

Angeschoben wurden die Bemühungen von der Fanbetreuung des Klubs, vom Fanprojekt Berlin und von der Gedenkstätte Sachsenhausen. Damit setzen die Herthaner ihr Projekt »Aus der eigenen Geschichte lernen« fort. Zuerst hatten sie sich erfolgreich auf eine Spurensuche begeben, bei der es um den einstigen jüdischen Mannschaftsarztes Dr. Hermann Horwitz ging. Horwitz war Mannschaftsarzt während der Meisterjahre 1930/31. Die Faschisten deportierten ihn während des Zweiten Weltkriegs nach Ausschwitz, wo er umgebracht wurde.