nd-aktuell.de / 02.04.2007 / Kommentare

Dialektisches

Karlen Vesper
Das Wesen erscheint, die Erscheinung ist wesentlich. Das ist dialektisch und verständlich. Bei den Dialogen zwischen dem Bullen von Tölz und seiner resoluten Frau Mama verstehe ich nur Bahnhof, rein gar nix. Dialektik speist sich aus Rede und Gegenrede, fortgeführt, bis alles klar ist, erkannt und verstanden, sich kein Widerspruch mehr regt, er (scheinbar) gelöst ist. So hielten es Platon und Sokrates, Hegel und Marx. Der Präsident der Deutschen Filmakademie will mehr Dialekte im deutschen Film. Regisseure sollen in Schwäbisch, Hessisch, Sächsisch drehen. Auf dass sich die deutsche Nation nicht mehr versteht? Nicht mehr miteinander kommunizieren, sich austauschen kann über die Dialektik der Wirklichkeit, das Wesentliche in den Erscheinungen heute. Filme sollten uns, unsere Gesellschaft, die Welt erkennen lassen. Vielleicht soll es darum gar nicht mehr gehen, im deutschen Film. Günter Rohrbach will, dass die Provinz wieder entdeckt wird. Provinzielles wider Europäisierung, Globalisierung? Oder ist das Rohrbachsche Dialektik, die nur ich nicht verstehe. Er freut sich, dass der deutsche Film »plötzlich überall begehrt« sei. »Das Leben der Anderen«, »Parfum«, »Untergang« waren übersetzbar. Eine bayrische Provinzposse in Französisch? Hartes Brot für Übersetzer. Und wäre der Bayer dann noch erkennbar?