Aufschwung West

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: ca. 1.0 Min.
Klaus Wiesehügel steht am Ende eines langen Leidensweges. Persönlich hat der Gewerkschaftschef die Verhandlungen für die Tarifbeschäftigten in der Bauindustrie geführt, und der jetzige Abschluss liegt mit 3,1 Prozent tabellenmäßiger Lohnerhöhung und einer »monatlichen Einmalzahlung« von weiteren 0,4 Prozent klar über dem Niveau, das die Gewerkschaft in den letzten Jahren zu fordern gewagt hatte. Das Ergebnis ist nicht nur ein Anzeichen für die Konsolidierung der Baubranche, die in den letzten zehn Jahren eine schwere Krise durchlebte und die Hälfte ihrer Beschäftigten verlor. Es ist auch ein Hoffnungssignal für die davon schwer gebeutelte IG BAU. Der Lichtstreif kommt gerade recht, denn wegen der Mitgliederverluste der vergangenen Jahre steht ein außerordentlicher Gewerkschaftstag bevor, der für die Mitarbeiter der Organisation unangenehme Entscheidungen bringen wird. Dieser Termin lässt sich nunmehr doch etwas entspannter angehen. Für die laufende Tarifrunde gibt das Bauhauptgewerbe ein klares Signal: Die Metall- und Elektroindustrie wird um einen hohen Abschluss kaum herumkommen, denn die Branche steht noch weit besser da. Es gibt allerdings einen Pferdefuß: Für die Beschäftigten ostdeutscher Betriebe bringt die Einigung so gut wie nichts. Sie werden in der Regel nach dem Branchen-Mindestlohn bezahlt - und bekommen ab September lediglich zehn Cent pro Stunde mehr in die Tüte. Die Gewerkschaft wird jetzt versuchen müssen, diese Tariflücke wieder zu schließen. Sonst könnte sich erweisen, dass Mindestlöhne auch eine spaltende Wirkung...

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