nd-aktuell.de / 10.01.2018 / Politik / Seite 18

Strafexpedition

In der deutschen Provinz stehen Unangepasste meist auf verlorenem Posten. Rassisten und Rechtsradikale beherrschen die Straßen und können auf auch Zustimmung oder Gleichgültigkeit der Bewohner zählen. Manche pogromartige Gewaltausbrüche wie 2015 in Heidenau schaffen es in die Medien. Wenn ein besonders widerwärtiger Fall öffentlich wird, bekommen großstädtische linke Aktivisten plötzlich einen Handlungsdrang. Die in diesem Fall häufig genutzte Strategie ist die »Strafexpedition«. Eine möglichst militant wirkende Demonstration zieht zur Einschüchterung durch das jeweilige im Rampenlicht stehende Dorf. Den Anwohnern schleudert man Verachtung entgegen. Dann fährt man wieder nach Hause - während sich die Ohnmacht der im Dorf lebenden potenziellen Bündnispartner verfestigt. »Strafexpeditionen« gab es bereits in den Nachwendejahren in Ostdeutschland. Westdeutsche Linke konterkarierten mitunter auch hier mit martialischem Auftreten und »Ossibashing« die lokale Basisarbeit. Diese ist in der Regel auf eine Zusammenarbeit mit der bürgerlichen Mitte angewiesen und steht vor der schwierigen Aufgabe, gegen alle Widerstände Aufklärung zu organisieren. Unterstützung könnte hier hilfreich sein. seb