Bayern eröffnen Titel-Vierkampf

Energie Cottbus trotzt Bremen Remis ab / Hertha manövriert sich in den Abstiegssumpf

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Der FC Bayern München hat das Meisterrennen wieder spannend gestaltet und einen Vierkampf um den Titel eröffnet. Während Tabellenführer Schalke 04 im Spitzenspiel in München laut Fabian Ernst »ohne Herz und ohne Mut« auftrat, behielten die Bayern nach den Treffern von Roy Makaay und Hasan Salihamidzic kühlen Kopf. Lediglich Torhüter Oliver Kahn sorgte mit einem Schlag gegen Sören Larsen für Aufregung. »Ich weiß nicht, warum er sich so aggressiv aufführt. Das gehört zum Boxen, aber nicht auf den Fußballplatz«, sagte Bayern-Präsident Franz Beckenbauer. Kahn, der Glück hatte und nur die Gelbe Karte sah, sagte: »Das war aus dem Affekt heraus.« Es sei eine »Überreaktion aber kein Schlag« gewesen. Trotz des 2:0-Erfolgs schreibt Bayern-Manager Uli Hoeneß die Meisterschaft aber ab. »Die Chancen sind sehr klein. Unser Ziel ist nach wie vor Platz drei, alles andere spielt in unseren Gedanken keine Rolle.« * Der 3:1-Erfolg des VfB Stuttgart gegen Alemannia Aachen ließ die sonst eher zurückhaltenden Schwaben dagegen vom Titel träumen. »Vor zwei Wochen war Schalke angeblich schon Meister. Aber noch ist niemand Meister. Und wenn wir gut spielen, können wir auch dabei sein«, erklärte Trainer Armin Veh nachdem man den Rückstand auf Spitzenreiter Schalke auf vier Punkte verkürzen konnte. Auch Teammanager Horst Heldt sieht die Schwaben, die zuvor viermal in Serie nicht gewinnen konnten, in einer guten Ausgangsposition: »Alles ist noch enger geworden. Es ist noch lange nicht klar, wer Meister werden wird. Es wird bis zum Schluss extrem spannend bleiben, und wir mischen dabei mit - das ist toll.« * Im Europapokal spielen will im kommenden Jahr der 1. FC Nürnberg. »Wir haben zwei Möglichkeiten, nächstes Jahr dabei zu sein. Und eine davon wollen wir nutzen«, beschrieb Marco Engelhardt das Ziel der auch noch im DFB-Pokal vertretenen Franken nach dem 2:1 gegen den nun abgeschüttelten einstigen UEFA-Cup-Anwärter Hertha BSC. »Die neuen Ziele meiner Spieler werde ich ihnen nicht nehmen. Aber Ziele dürfen nicht hemmen«, sagte Trainer Hans Meyer. Erstarrt wirkten die Berliner, die nun sogar nach unten schauen müssen. »Wenn man sieben Spiele hintereinander nicht gewinnt, muss man nicht überrascht sein, wenn man plötzlich über Abstiegsplätze reden muss«, sagte Manager Dieter Hoeneß. * Ob er überrascht war über die Entscheidung des Trainers? »Nein, nein«, versicherte Tomislav Piplica. »Ich sehe keine Torwartdiskussion.« Gerhard Tremmel wird den Kulttorhüter von Energie Cottbus, der am Donnerstag 38 Jahre alt wird, erst einmal nicht verdrängen. Dabei hatte Tremmel beim 1:0-Sieg in Berlin noch überzeugt. Ob Tremmel auch in der kommenden Saison große Lust verspürt, nur auf der Bank zu sitzen, ist aber fraglich. Nur im Falle des Abstiegs wäre er ablösefrei, bleibt Energie erstklassig, endet sein Vertrag 2008. Und dass Cottbus erstklassig bleibt, ist nicht auszuschließen. Mühsam ernährt sich das Lausitzer Eichhörnchen. »Die Mannschaft kann stolz sein, dass sie gegen einen Meisterschafts-Favoriten einen Punkt ergattern konnte«, bilanzierte Trainer Petrik Sander nach dem torlosen Remis gegen Werder Bremen, das den Sprung an die Tabellenspitze verpasste. Acht Punkte ist der FCE nur noch von der ominösen 40-Punkte-Marke entfernt. »Ich glaube, wir werden 40 Punkte auch benötigen«, sagte Kapitän Kevin McKenna, der noch lange keine Entwarnung geben will. »Für viele sind wir immer noch der Abstiegsfavorit.« * Hoch im Kurs für die zweite Liga steht auch Borussia Dortmund. »Es ist nicht fünf vor, sondern fünf nach Zwölf«, bekannte Kapitän Christian Wörns im Anschluss an das 0:1 im Kellerduell bei Arminia Bielefeld. Auch unter der Regie von Trainer Thomas Doll geht der freie Fall weiter. Erstmals seit fast acht Jahren wieder auf einem Abstiegsplatz. »Die Situation ist absolut prekär«, sagte Christoph Metzelder. Der neue Coach reagierte darauf mit Härte und verbannte Lars Ricken und Florian Kringe aus dem Profi-Kader. Beide Spieler sollen bei den Amateuren in der Regionalliga trainieren. »Das hat Leistungs- und Disziplinar-Gründe«, sagte Michael Zorc und nahm sich auch den Rest des Kaders zur Brust: »Mit dieser Einstellung gehen wir in die 2. Liga. Das ist eine Mentalitätsfrage, und diese Mentalität ist bei uns Scheiße.« Von Konrad Lindemann und Mark Wolter mit dpa
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