nd-aktuell.de / 10.01.2018 / Politik

Barley will Frauenquote in der Wirtschaft

Führungsetagen der Privatwirtschaft sind noch immer männerdominiert

Berlin. Familienministerin Katarina Barley (SPD) will eine verbindliche Frauenquote für Unternehmensvorstände durchsetzen. »Ein Frauenanteil von unter zehn Prozent in den Vorständen der großen deutschen Banken ist nicht hinnehmbar«, sagte Barley dem »Handelsblatt«. Wo selbstgesetzte Zielgrößen nicht wirkten, seien klare Regelungen notwendig. »Ansonsten wird sich in von Männern dominierten Führungsetagen nichts ändern«, so die Familienministerin. Die deutsche Wirtschaft könne es sich nicht leisten, die Potenziale hochqualifizierter Frauen nicht zu nutzen. In ihrem Wahlprogramm hatte die SPD demnach eine feste Quote von 50 Prozent für Führungsgremien anvisiert.

Offen ist jedoch, wie Barley ihre Pläne realisieren will. Eine Regierungsbeteiligung der SPD ist trotz der laufenden Sondierungsgespräche noch nicht sicher. Einen ähnlichen Vorstoß hatte sie bereits im August gemacht.

Hintergrund für Barleys erneuten Vorstoß ist eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, die am Mittwoch vorgestellt wird und der Zeitung in Teilen vorab vorlag. Danach ist der Frauenanteil in den Vorständen und Aufsichtsräten der 100 größten Banken in Deutschland zwar im vergangenen Jahr jeweils leicht auf knapp neun beziehungsweise 23 Prozent gestiegen. Bei den 60 größten Versicherungen ist die Dynamik hingegen zum Erliegen gekommen: In beiden Gremien ging der Frauenanteil etwas zurück, auf gut neun beziehungsweise knapp 22 Prozent.

Auch Frauenverbände sehen den Gesetzgeber am Zug. Freiwillige Vereinbarungen zwischen Politik und Privatwirtschaft hätten jahrelang jeden Fortschritt blockiert, erklärte die Vorsitzende des Deutschen Frauenrats, Mona Küppers. Erst die gesetzliche Quote habe das Geschlechterverhältnis in Aufsichtsräten schnell und deutlich verbessert. Sie fordert nun für die operativen Führungsebenen, also Vorstand und zumindest die beiden darunterliegenden Ebenen, eine Zielgröße von jeweils mindestens 30 Prozent Frauen. Zudem seien »wirksame Sanktionen« nötig. dpa/nd