Brennende Barrikaden

  • Rainer Funke
  • Lesedauer: 2 Min.
Brennende Autos und Barrikaden - solcher Bilder wie am Wochenende in Friedrichshain hatte sich Berlin rings um den 1. Mai mehr und mehr entwöhnt. Protest entlud sich zumeist auf anderen Wegen. Auch, weil die linksradikale Szene mehr noch als sonst uneins war, wie man Widerstand gegen Sozialabbau bündeln könnte und in Protestaktionen münden lassen sollte. Nun also wieder Straßenkämpfe mit der Polizei. Dies Konzept hat sich über die Jahre als wenig erfolgsträchtig erwiesen. Damit gewinnt man ganz sicher nur die falschen Anhänger, nämlich die, die Gewalt in Friedrichshain-Kreuzberg als touristische Attraktion betrachten. Beide Seiten scheinen auf dem Weg zu sein, sich vor dem Maitag wieder einmal verbal hochzurüsten. Die Konflikte werden faktisch herbeigeredet. Dass das Mayday-Bündnis gestern nach dem Motto »nehmt euch, was euch vorenthalten wird« zu mehr Ladendiebstahl und Schwarzfahrten aufrief, dürfte kein Aprilscherz sein. Und in den Polizeiberichten ist, anders als in den zurückliegenden Jahren, von Konfliktlösungs-Bemühungen keine Rede mehr. Nur der Hinweis darauf, dass das nächste Mal konsequent eingeschritten werde. Vor allem SPD, Linkspartei und Grüne sind aufgefordert, die derzeitige Zurückhaltung aufzugeben und gemeinsam mit den Bezirkspolitikern sowie den örtlichen Vereinen und Händlern Lösungen zu finden, die einen politischen 1. Mai wie in den zurückliegenden Jahren ermöglichen, nicht aber einen, an dem brennende Barrikaden und Zahlen über Festnahmen die Schlagzeilen bestimmen.
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