nd-aktuell.de / 24.01.2018 / Ratgeber / Seite 22

Steigende Quoten, aber schwere Erreichbarkeit

Servicestellen für Arzttermine

Patienten haben die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) 2017 deutlich häufiger in Anspruch genommen als im Vorjahr. Die Zahl der vermittelten Termine über die jeweilige Krankenkasse stieg von 120 000 im Jahr 2016 auf 190 000 im Jahr 2017, wie die Kassenärztlichen Bundesvereinigung mitteilte. Grund für den Anstieg sei vor allem die starke Nachfrage nach Psychotherapie-Terminen, die erst seit April 2017 von den Servicestellen vermittelt werden. Nach den bislang vorliegenden Zahlen bezogen sich im zweiten Quartal 2017 allein 40 Prozent der vermittelten Termine auf den Bereich Psychotherapie. Im dritten Quartal waren es 43,2 Prozent.

Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, sagte, die Terminservicestellen funktionierten gut. Die Kassenärztlichen Vereinigungen hatten die Einführung der Terminservicestellen Anfang 2016 noch überaus skeptisch gesehen.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz betonte, die gestiegene Nutzung der Servicestellen zeige, dass die Einrichtungen für Patienten wichtig seien. Stiftungsvorstand Eugen Brysch kritisierte allerdings, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen es den Patienten schwer mache, die Stellen zu erreichen. «Deshalb ist es notwendig, die Kassenärzte gesetzlich dazu zu zwingen, eine einheitliche bundesweite Rufnummer, die werktags zehn Stunden zu erreichen ist, einzurichten», sagte Brysch. Notwendig sei zudem eine Internetplattform.

Die Terminservicestellen sollen gesetzlich Versicherten innerhalb von vier Wochen einen Termin bei einem Facharzt oder Psychotherapeuten vermitteln. Voraussetzung ist eine dringliche ärztliche Überweisung. Eine Ausnahme sind Augen- und Frauenärzte, für die der telefonische Service auch ohne Überweisung genutzt werden kann. Wenn kein Termin beim Facharzt möglich ist, werden die Patienten an Krankenhausambulanzen vermittelt.

Die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Ingrid Fischbach, hat große Qualitätsunterschiede bei den Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen ausgemacht. Eine nicht repräsentative Stichprobe habe zum Teil schlechten Service bei der Vermittlung von Facharztterminen offenbart, so Ingrid Fischbach. Sieben der insgesamt 17 Terminservicestellen seien bei zwei von drei Testanrufen während der Öffnungszeiten nicht erreichbar gewesen.

Im vergangenen Dezember habe sie mit ihren Mitarbeitern alle Terminservicestellen zu jeweils drei unterschiedlichen Zeitpunkten angerufen, erläuterte Ingrid Fischbach. Bei den nicht erreichbaren Servicestellen sei entweder sofort eine Bandansage zu hören gewesen, wonach alle Leitungen besetzt seien. Bei sechs Kassenärztlichen Vereinigungen sei sogar die Verbindung in der Warteschleife beendet worden, bevor ein Kontakt entstanden sei. «Alle anderen Terminservicestellen waren gut erreichbar. Auch die Mitarbeiter wurden dann als stets freundlich und hilfreich wahrgenommen.

Die Patientenbeauftragte forderte diejenigen Kassenärztlichen Vereinigungen mit mangelhaftem Service auf, ihr Konzept zügig zu überarbeiten. Der Wille des Gesetzgebers auf eine zeitnahe Psychotherapeuten- oder Facharztterminvermittlung müsse überall und sofort umgesetzt werden. epd/nd