nd-aktuell.de / 01.02.2018 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 9

Auf AKW-Störfall nicht optimal vorbereitet

Niederländische Sicherheitskommission legt Studie vor

Den Haag. Die Niederlande, Belgien und Deutschland müssen ihre Zusammenarbeit für den Fall eines Reaktorunfalls nach Ansicht niederländischer Sicherheitsexperten verbessern. Katastrophenpläne müssten besser abgestimmt und die Bürger besser informiert werden, teilte der niederländische Untersuchungsrat zu Sicherheitsfragen am Mittwoch in Den Haag mit.

Zwar sei die Zusammenarbeit auf institutioneller Ebene - etwa beim Informationsaustausch - gut vorbereitet. Gleichzeitig wird kritisiert, »dass die Zusammenarbeit auf Papier zum Teil geregelt ist, aber wahrscheinlich nicht gut verlaufen wird, wenn tatsächlich ein Nuklearunglück geschieht«. So ergriffen alle drei Länder unterschiedliche Maßnahmen, um Bürger vor Strahlungen zu schützen. Dies könnte aber dazu führen, »dass die Einwohner auf der einen Seite der Grenze andere Anweisungen erhalten als ihre Nachbarn auf der anderen Seite«. Zudem würden Sprachunterschiede nicht berücksichtigt und es gebe keine Absprachen über eine gemeinsame Beschlussfassung bei einem Atomunfall in der Grenzregion.

»Die Studie spricht uns aus dem Herzen«, sagte ein Sprecher der Städteregion Aachen in einer ersten Reaktion: So müsse es mehr gemeinsame Katastrophenübungen geben.

Anlass der umfangreichen Untersuchung waren schwere Sicherheitsmängel bei zwei belgischen Kernkraftwerken im Grenzgebiet. Ob die Atomkraftwerke sicher sind, hat die Studie nicht untersucht.

Die Sorge vor einem Atomunfall in Belgien ist in Nordrhein-Westfalen vor allem in der Aachener Region groß. Keine 70 Kilometer liegen zwischen Aachen und dem umstrittenen Atomkraftwerk Tihange. Deutsche Experten sind nicht überzeugt, dass der Meiler 2 von Tihange angesichts vieler kleiner Risse im Reaktorbehälter bei Störfällen sicher ist. Die belgischen Atomaufsichtsbehörde AFCN hatte eine Bitte der Bundesregierung abgelehnt, Tihange 2 und auch Doel 3 bei Antwerpen mit dem gleichen Problem bis zur Klärung offener Sicherheitsfragen herunterzufahren. dpa/nd