nd-aktuell.de / 05.02.2018 / Politik / Seite 14

Ahoi statt Alaaf - und Köm statt Kamelle

Schleswig-Holstein: Derzeit steigen in karnevalfreien Zonen des Nordens die Buchungen durch genervte Rheinländer

Birgitta von Gyldenfeldt, Wyk auf Föhr

Mit Karneval können die meisten Menschen in Schleswig-Holstein wenig anfangen. Die karnevalfreien Zonen an Nord- und Ostsee sind aber nicht nur bei Einheimischen beliebt, auch aus den Faschingshochburgen an Rhein und Main zieht es Menschen in den Norden, die dem närrischen Treiben wenig abgewinnen können. Einige Orte wie Grömitz werben sogar gezielt um diese Gäste.

»Der Anteil der Besucher aus den Karnevalshochburgen ist in den närrischen Tagen erwartungsgemäß etwas höher als im üblichen Jahresdurchschnitt«, sagt Amrums Tourismus-Chef Frank Timpe. Viele Gäste aus den Karnevalshochburgen liebten die Ruhe im Februar auf der Nordsee-Insel. »Das ist die Zeit, in der man richtig durchatmen kann und schnell wieder zu sich findet.« Auf der Nordseeinsel werden einer Auswertung der Amrum-Touristik zufolge im Februar mehr als 30 000 Übernachtungen generiert. Rund 60 Prozent dieser Übernachtungen entfallen auf die »Karnevalszeit« und das traditionelle Biikebrennen - Biike ist nordfriesisch für Bake - in dieser Zeit.

Die närrische Zeit an Rhein und Main beschert auch Sylt den ersten Saisonhöhepunkt nach dem Jahreswechsel, sagt Jutta Vielberg vom Tourismus Marketing: »Weil Rosenmontag und das Biikebrennen in diesem Jahr nur gut eine Woche auseinanderliegen, wird man an den Biiken der Insel den ein oder anderen ›Karnevalsflüchtigen‹ treffen.« Auch auf Föhr gibt es Gäste, die dem Karneval ausweichen wollen. Dadurch komme es aber nicht zu einer nennenswerten »kleinen Saison«, sagt Levke Sönksen von der Föhr Touristik.

Auch das Nordseeheilbad Büsum sei seit Jahren Ziel von Karnevalmuffeln, sagte Olaf Raffel vom Tourismus Marketing Service Büsum. Der Karneval wirke sich jedoch nicht stark aus. »Wir haben im Februar zurzeit eine Belegung von 18 bis 20 Prozent. Auch die Winterferien führen noch nicht zu einer ansteigenden Belegung im Vergleich zu den Vorjahren.«

Anders sieht es an der Lübecker Bucht aus. Das Ostseebad Grömitz etwa wirbt mit dem Slogan »Frische Luft statt Kneipenduft« in den Karnevalshochburgen an Rhein und Ruhr gezielt um Karnevalsmuffel. »Wir spüren für das Karnevalswochenende vom 10. bis zum 14. Februar einen deutlichen Anstieg der Buchungen«, sagt die Marketingleiterin des Tourismus-Service Grömitz, Janina Kononov.

Auch in Scharbeutz macht sich der Karneval in den Buchungszahlen bemerkbar. »An dem Wochenende liegen die Zahlen um rund 60 Prozent über denen der anderen Februarwochenenden«, sagte Doris Wilmer-Huperz von der Tourismus-Agentur Lübecker Bucht. »Dabei kommt etwa die Hälfte der Buchungen aus Gebieten, in denen Karneval gefeiert wird.«

Und für alle, die nicht ganz ohne Karneval auskommen ist ein Besuch in Marne zu empfehlen. Der dortige Rosenmontagsumzug zieht jährlich mehr als 20 000 Besucher an. dpa/nd