nd-aktuell.de / 14.02.2018 / Sport / Seite 20

Ollis Olympia

Oliver Kern versucht, sich mit oxidiertem Eisenpulver zu wärmen

Oliver Kern

Erst jetzt wird klar, was das Internationale Olympische Komitee angerichtet hat, als es einst die Winterspiele 2010 und 2014 nach Vancouver und Sotschi vergab. Einige Granden des IOC hatten offenbar keine Lust darauf, zwei Wochen lang zu frieren, also wurde Olympia in großen Städten veranstaltet, in denen selten Schnee liegt oder das Thermometer überhaupt mal unter den Gefrierpunkt fällt. In Südkorea dagegen herrscht mal echter Winter. Die Kollegen schreiben schon große Texte über die eisige Kälte.

Minus 14 Grad Celsius waren es beim Biathlon. Wind und Schneefall machten daraus gefühlte minus 20. Da wird schon mal der deutsche Mannschaftsarzt gefragt, ob das medizinisch noch vertretbar sei, und die Wettbewerbe vom Abend nicht besser mehrere Stunden ins Sonnenlicht vorverlegt werden sollten. »Für die Athleten ist das nichts Außergewöhnliches«, antwortete Dr. Bernd Wolfarth. Wintersportler seien Kälte nun mal gewohnt. Genau! Alles gar nicht so schlimm. Außerdem werden die Interviews nun knackig kurz gehalten, weil einem sonst die Hand am Mikrofon festfriert. So konzentriert man sich aufs Wesentliche.

Wenn die Artikel jedoch mit Handschuhen getippt werden müssen, weil im Medienzelt die Heizung ausfällt, wird’s anspruchsvoll. Die Organisatoren hatten irgendwann Mitleid mit den zitternden Westreportern und verteilten Aktivkohlewärmer. Tolle Erfindung, die dank Oxidation von Eisenpulver Wärme dort spenden, wo auch immer man sie am Körper anbringt. Man muss sie nur vorher irgendwie schütteln oder kneten oder so.

Nach zehn Minuten Kneterei hab ich mir zwei auf die Füße geklebt, in der Hoffnung, bald wieder meine Zehen zu spüren. Gebracht hat es nichts. Als ich eine Stunde später im viel zu stark geheizten Bus saß, begannen mir plötzlich die Füße zu brennen. Die Pads, die ich längst vergessen hatte, waren offenbar aufgetaut. An dem Patent muss noch gefeilt werden. Irgendwie bin ich doch ganz froh, dass für die nächsten Tage wärmeres Wetter angesagt ist. Nur noch minus 10 Grad. Also alles gar nicht mehr so schlimm.