nd-aktuell.de / 15.02.2018 / Brandenburg / Seite 12

Krank durch desolate Schießstände

Frankfurt (Oder). Auch in Brandenburg sind Schießstände der Polizei wegen Gesundheitsrisiken geschlossen worden. Es sind die Schießstände in Frankfurt (Oder) und Wünsdorf. Außerdem durfte der Schießstand in Eberswalde zeitweilig nicht betrieben werden, meldete der Rundfunk rbb.

Es soll Probleme mit der Entlüftung geben, Schadstoffe wurden nicht richtig abgesaugt, wie Innenministeriumssprecher Lothar Wiegand dem rbb bestätigte. Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) habe eine Arbeitsgruppe gebildet, die alle Schießstätten überprüfen soll. »Minister Schröter hat auch angewiesen, keine Kosten und Mühen zu scheuen, um Klarheit zu bekommen und unsere Polizisten zu schützen«, wird Wiegand zitiert.

Einige Schießtrainer und Beamte von Spezialeinsatzkommandos (SEK) ließen sich in den vergangenen Tagen medizinisch untersuchen. Laut rbb wurden bei fast allen erhöhte Werte an Schwermetallen im Körper festgestellt. Ein Teil der Beamten soll schon krankgeschrieben sein.

»Unsere Polizisten leisten einen unschätzbar wertvollen Dienst für uns alle. Dass sie dabei im täglichen Einsatz ihre Gesundheit und das eigene Leben riskieren, ist manchmal unumgänglich«, äußerte der Landtagsabgeordnete Björn Lakenmacher (CDU) am Mittwoch. »Wenn aber die Gesundheit von Polizisten während der Schießausbildung aufs Spiel gesetzt wird, ist das nicht hinnehmbar.« Warum das Parlament darüber aus den Medien erfahren müsse, werde in der nächsten Sitzung des Innenausschusses ausgewertet. Viel wichtiger sei jetzt jedoch die Frage, ob die betroffenen Polizisten »rechtzeitig und hinreichend gewarnt wurden und ob alles Notwendige für ihre Gesundheitsvorsorge unternommen wurde«. Dass es bereits mehrere erkrankte Trainer und SEK-Beamte geben soll, lasse nichts Gutes vermuten.

Der rbb hatte 2015 die Missstände maroder Schießstände der Berliner Polizei recherchiert und seitdem interne Gutachten und Mitteilungen veröffentlicht, die nach rbb-Angaben darauf schließen lassen, dass die damalige stellvertretende Polizeipräsidentin Margarete Koppers über das »Außerachtlassen des Arbeitsschutzes« informiert war. Hauptsächlich durch nicht funktionierende Abluftanlagen sind dem rbb zufolge mehr als 150 Berliner Schießtrainer und SEK-Beamte erkrankt. Sie haben die giftigen Pulverdämpfe über Jahre hinweg eingeatmet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Koppers.

Der Landtagsabgeordnete Lakenmacher forderte von Innenminister Schröter, für Transparenz zu sorgen. Dass vergleichbare Probleme wie in Berlin bisher in Brandenburg »vor der Öffentlichkeit geheim gehalten wurden«, sei nicht akzeptabel, findet der CDU-Abgeordnete. nd