Im September 2012 rief UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon eine weltweite Bildungsinitiative aus, die Global Education First Initiative. In dieser kommt - neben der Beschulung aller Kinder weltweit und der Verbesserung der Bildungsqualität - der Global Citizenship, also der Herausbildung eines weltbürgerlichen Bewusstseins, die Rolle der übergreifenden programmatischen Zielsetzung zu. Damit nicht genug: Im Herbst 2015 wurde die Global Citizenship als zentrales Bildungsziel in den formalen politischen Forderungskatalog der neuen UN-Entwicklungsagenda aufgenommen, die bis zum Jahr 2030 den strategischen Rahmen der gesamten Entwicklungspolitik der Vereinten Nationen und aller ihrer Mitgliedstaaten definiert ...
Der Begriff der Weltbürgerschaft vergrößert den Raum unserer emotional und lebensweltlich erfahrbaren Zugehörigkeit - zu einer dörflichen Gemeinschaft, einer Stadt, einem Staat oder einer beliebigen anderen Gruppierung - in die abstraktere Dimension des globalen menschlichen Lebensraums. Für den Global Citizens sind alle planetaren Zeitgenossen Mitbürgerinnen und Mitbürger. Ist dies heute, da wir die Menschheit als ökonomisch, sozial, ökologisch und kommunikativ vernetzt und interdependent beschreiben, vielleicht sogar die einzige noch angemessene Dimension von Bürgerlichkeit? Ist die Propagierung der Weltbügerschaft gar eine ethische Notwendigkeit?
Aus der Einleitung von Roland Bernecker und Ronald Grätz zu dem von ihnen herausgegebenen Band »Global Citizenship. Perspektiven einer Weltgemeinschaft[1]« (Steidl, 185 S., br., 16 €).
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1080415.politisches-buch-weltbuergerschaft.html