nd-aktuell.de / 13.04.2007 / Brandenburg

Eintauchen in das Kugelbad

Im Snoezelen-Zentrum können Besucher auf Wasserbetten entspannen

Steffi Bey
Die Schuhe müssen draußen bleiben. Denn nur mit Socken an den Füßen kann man viel mehr spüren: Zum Beispiel, wie weich die orangefarbige Treppe ist, die zum Kugelbecken führt. Auf den Stufen versinken die Besucher. Und wenn sie oben angelangt sind, müssen sie eine Entscheidung treffen: springen, vorsichtig eintauchen oder einfach fallen lassen. »Bei den Erwachsenen ist das unterschiedlich, doch die meisten Kinder springen mit ganzer Kraft in das Kugelbad hinein«, sagt Angela Schleupner vom Rehabilitationszentrum Berlin-Ost, die die Wohnstätte für geistig Behinderte auf dem Gelände des Elisabeth-Krankenhauses Herzberge leitet. Mit sanftem Druck umgeben dann tausende faustgroße Plastikkugeln den Körper. Bei jeder auch noch so kleinen Bewegung verschieben sich die weichen Bälle, und im Raum ist ein Klacken zu hören. »Wie lang jemand zwischen den Kugeln liegt, sitzt und entspannt, bleibt jedem Gast selbst überlassen«, erklärt Angela Schleupner. Im größten »Snoezelen-Zentrums« Berlins an der Allee der Kosmonauten sind Schnüffeln und Dösen ausdrücklich erwünscht. So ist der Begriff aus dem Holländischen, den Ende der 70er Jahre zwei Niederländer prägten, zu übersetzen. Fünf Zimmer können die Besucher in einer Stunde in Lichtenberg erobern. Dazu gehört der »braune Raum«, in dem ein riesiges Wasserbett steht, auf dem Kissen und Decken liegen. Man kann sich dort lümmeln und Wassermotive betrachten, die ein Projektor an die Wand wirft. Nebenan ist es schummrig, aber auch leuchtend bunt. Ultraviolettstrahlung macht fluoreszierende Bilder sichtbar. In einem Bilderrahmen entsteht scheinbar eine endlose Weite. Man blickt hinein, sieht einen Tunnel mit blinkenden Lampen und kann sich nur schwer davon lösen. Im nächsten Raum ist alles in Weiß gehalten. Viele Säulen mit blubbernden Wasserbläschen stehen auf einem Podest. Es gibt einen Sitzsack und leise Musik aus einem Lautsprecher. »Hier sind wir oft mit Kindern, erzählen leise Geschichten und lassen sie träumen«, berichtet die Leiterin. Die Augen schließen können die Besucher auch wunderbar im »Blauraum«. Dort sollen besonders der Gleichgewichtssinn und das Gehör angesprochen werden. Liegend auf einem 35 Grad warmen Wasserbett, wird mit jeder Bewegung eine angenehme Massage wahrgenommen, die gleichzeitig akustische Signale erzeugt. »Das hört sich an, als wenn die Geräusche direkt aus dem Wasser kommen«, sagt Angela Schleupner. Aufgebaut wurde das »Snoezelen-Zentrum« schon Anfang der 90er Jahre. Damals diente es vorwiegend zur Behandlung der behinderten Heimbewohner. Inzwischen wurde das gesamte Gebäude saniert und das Zentrum auf 150 Quadratmeter erweitert. Dienstags und donnerstags kann jetzt jedermann »Snoezelen« kommen, wodurch die Sinne durch akustische und optische Signale aktiviert werden. Erfahrungen zeigen, dass die »Behandlung« spürbare Verhaltensänderungen bewirkt. So sind die Behinderten danach aufmerksamer und zeigen mehr Interesse für ihre Umwelt. Aber auch bei Nichtbehinderten sorgt das »Snoezelen« für Ruhe und Ausgeglichenheit. Snoezelen-Zentrum: Allee der Kosmonauten 15, Anmeldungen unter Tel. 54 99 63 45. Eine Stunde kostet für maximal 12 Personen 33 Euro.