nd-aktuell.de / 28.02.2018 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 17

Fahrerlos durch Kalifornien

Der US-Bundesstaat lässt autonome Autos ohne Lenkrad und Pedale zu

John Dyer, Boston

Selbstfahrende Fahrzeuge werden bald die Straßen von Los Angeles, San Francisco und anderen Städten in Kalifornien befahren. Am Montag erteilte der US-Bundesstaat die Genehmigung für Hersteller, autonome Autos ohne Menschen in den Fahrzeugen ab dem 2. April zu testen.

»Dies ist ein großer Schritt für die autonome Technologie in Kalifornien«, sagte Jean Shiomoto, Direktorin des Departements für Kraftfahrzeuge des Golden State. »Sicherheit ist unser oberstes Gebot und wir sind bereit, mit Herstellern zusammenzuarbeiten, die fahrerlose Fahrzeuge in Kalifornien testen wollen.« Bislang haben sich 50 Unternehmen registriert. Sie haben sich bereiterklärt, eine Person in die Autos zu setzen, die bei einer Fehlfunktion eingreifen könnte. Die neuen Vorschriften verpflichten die Firmen zudem, ihre Fahrzeuge per Fernsteuerung zu überwachen. Sie haben auch die Polizei zu benachrichtigen, wenn Menschen die Kontrolle überübernehmen müssen, falls die Autos eine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellen.

Firmen wie Uber, die selbstfahrende Autos getestet haben, begrüßten die Entscheidung. »Dies ist ein bedeutender Schritt in Richtung einer autonomen Zukunft und signalisiert, dass Kalifornien daran interessiert ist, mit gutem Beispiel voranzugehen, wenn es um den Einsatz autonomer Fahrzeuge geht«, so Uber-Sprecherin Sarah Abboud.

Uber, das Google-Schwesterunternehmen Waymo und andere Firmen testen ihre autonomen Fahrzeuge derzeit in Arizona. Dabei soll ein Fahrer im Auto sein, in vielen Fällen sitzen sie auf dem Rücksitz. Die Resonanz war gemischt. So sagten Behindertenverbände, dass sie sich eine Zukunft vorstellen, in welcher autonome Autos Rollstuhlfahrer selbstständig abholen können. Dadurch würden Kosten gespart und die Mobilität der Betroffenen erhöht.

Aber die breite Öffentlichkeit ist noch misstrauisch, wenn es darum geht, Robotern das Lenkrad zu überlassen. Vergangenen Monat führte die American Automobile Association (AAA) eine Umfrage durch, die ergab, dass 63 Prozent der US-Amerikaner Angst davor haben, in einem selbstfahrenden Fahrzeug zu fahren. Das waren jedoch 15 Prozent weniger als im Vorjahr. »Die Amerikaner fangen an, sich mit der Idee der selbstfahrenden Fahrzeuge wohler zu fühlen«, sagte Greg Brannon, Direktor bei der AAA.

Die Verbraucherschutzorganisation Consumer Watchdog warnte davor, dass die Regulierungsbehörden zu viel Macht an Unternehmen abgäben, deren Hauptziel es sei, Geld zu verdienen, statt die Sicherheit auf den Straßen zu gewährleisten. »Es wird wie bei einem Videospiel sein, nur dass Leben auf dem Spiel stehen«, sagte John Simpson, Direktor der Organisation, über die Überwachung per Fernsteuerung. Daten aus veröffentlichen Berichten der Unternehmen, die sich in Kalifornien für die Versuche registriert haben, veranschaulichten das Problem bereits, sagte Simpson. Denn daraus sei abzulesen, wann der Mensch die Kon- trolle über die selbstfahrenden Autos übernehmen musste. Demnach mussten Menschen die Kontrolle über Waymos Roboterautos 63-mal übernehmen, einmal alle 9000 Kilometer. Gründe waren Softwarefehler, Geräteausfälle, Sensorfehler und andere technische Mängel.

Die leitende Wissenschaftlerin der Denkfabrik Rand Corporation, Nidhi Kalra, meint hingegen, der Staat müsse den Technologieunternehmen mehr Spielraum geben. »Ich denke, dies ist ein notwendiger Schritt, damit Kalifornien in diesem Bereich wettbewerbsfähig bleibt«, sagte sie Associated Press.