»Schön, dass ich mich geirrt habe«

Wladislaw Tkatchiev wird in Dresden neuer Schach-Europameister

Nach einem spannenden Stichkampf unter sieben punktgleichen Großmeistern stand es am Sonntagabend zu später Stunde fest: Der für Frankreich startende gebürtige Kasache Wladislaw Tkatchiev ist neuer Schach-Europameister. Mit 2:0 hatte er sich im Tiebreak-Finale in Partien mit verkürzter Bedenkzeit gegen Emil Sutowski (Israel) durchgesetzt. Auf Platz drei kam der Russe Dmitri Jakowenko. Es war ein für Tkatchiev wie für die meisten Experten überraschender Erfolg. Und entsprechend war der Jubel beim neuen Schachkönig Europas. ND sprach unmittelbar nach dem letzten Zug mit ihm.

ND: Wie viele Europameisterschaften haben Sie mitgespielt?
Tkatchiev: Es war mein insgesamt drittes EM-Turnier und gleichzeitig das am stärksten besetzte.

Mit welchen Ambitionen kamen Sie nach Dresden?
Ich wollte unbedingt einen vorderen Platz belegen. Mein letztes Turnier im sibirischen Poikowski war nicht berauschend; ich brauchte also einen Kick.

Bis zur neunten Runde lag die Konkurrenz aber noch vor Ihnen.
Zu Beginn lief es bei mir nicht besonders gut. Ich brauchte erst etwas Zeit, um mich einzuspielen. Aber von Tag zu Tag kam ich immer besser in Schwung.

Möchten Sie einzelne Partien herausheben?
Nein, eine überragende hatte ich in Dresden wohl nicht. Die schwierigsten Duelle gab es in den ersten Runden, wo ich schlecht stand und den Spieß noch umdrehen konnte.

Mögen Sie Tiebreaks?
Ich habe ganz gute Erfahrungen im Schnellschach. Die Tiebreakpartie mit Weiß gegen Emil Sutowski möchte ich zu meinen besten von Dresden zählen. Danach war ich auf der Siegerstraße.

Ihr Finalgegner ließ im zweiten Spiel in hoffnungsloser Stellung einfach die Zeit auf der Uhr ablaufen und gratulierte Ihnen. Eine nette Geste.
Sutowski ist ein fairer Typ. Wir kennen uns schon lange und mögen uns. Ich hatte den Eindruck, dass er mir den Titel gönnt. Emil war ja schon Europameister.

Wann haben Sie zum ersten Mal mit Schachfiguren Bekanntschaft gemacht?
Relativ spät, es war mit neun Jahren. Ich bin in Kasachstan aufgewachsen, und wir machten damals Ferien in Kirgisien.

Warum leben Sie heute in Frankreich?
1996 spielte ich dort ein Turnier und wurde Dritter. Ich fragte die Veranstalter, ob ich nicht bleiben könne. Seither spiele ich in der französischen Schachliga.

Es gab damals ein Gerücht, dass Sie sich durch Ihre Ausreise dem Militärdienst in Kasachstan entziehen wollten.
Diese Geschichte stimmt nicht. Ich blieb in Frankreich, weil das Leben dort angenehmer ist als in meiner Heimat.

Ist der EM-Titel Ihr größter Erfolg?
Ja, ohne Frage. Obwohl ich mich stark bemühte, habe ich das vorher nicht erwartet. Ich sagte zu Beginn: Hier in Dresden kann jeder gewinnen, nur ich nicht. Schön, dass ich mich geirrt habe.

Wer sind Ihre Vorbilder?
Ich mag die Partien von Viktor Kortschnoi und Bent Larsen. Ja, dieser explosive Schweizer Vorreiter und dieser gediegene dänische Haudegen gefallen mir als Schachspieler am besten.

Gespräch: Dagobert KohlmeyerND: Wie viele Europameisterschaften haben Sie mitgespielt?
Tkatchiev: Es war mein insgesamt drittes EM-Turnier und gleichzeitig das am stärksten besetzte.

Mit welchen Ambitionen kamen Sie nach Dresden?
Ich wollte unbedingt einen vorderen Platz belegen. Mein letztes Turnier im sibirischen Poikowski war nicht berauschend; ich brauchte also einen Kick.

Bis zur neunten Runde lag die Konkurrenz aber noch vor Ihnen.
Zu Beginn lief es bei mir nicht besonders gut. Ich brauchte erst etwas Zeit, um mich einzuspielen. Aber von Tag zu Tag kam ich immer besser in Schwung.

Möchten Sie einzelne Partien herausheben?
Nein, eine überragende hatte ich in Dresden wohl nicht. Die schwierigsten Duelle gab es in den ersten Runden, wo ich schlecht stand und den Spieß noch umdrehen konnte.

Mögen Sie Tiebreaks?
Ich habe ganz gute Erfahrungen im Schnellschach. Die Tiebreakpartie mit Weiß gegen Emil Sutowski möchte ich zu meinen besten von Dresden zählen. Danach war ich auf der Siegerstraße.

Ihr Finalgegner ließ im zweiten Spiel in hoffnungsloser Stellung einfach die Zeit auf der Uhr ablaufen und gratulierte Ihnen. Eine nette Geste.
Sutowski ist ein fairer Typ. Wir kennen uns schon lange und mögen uns. Ich hatte den Eindruck, dass er mir den Titel gönnt. Emil war ja schon Europameister.

Wann haben Sie zum ersten Mal mit Schachfiguren Bekanntschaft gemacht?
Relativ spät, es war mit neun Jahren. Ich bin in Kasachstan aufgewachsen, und wir machten damals Ferien in Kirgisien.

Warum leben Sie heute in Frankreich?
1996 spielte ich dort ein Turnier und wurde Dritter. Ich fragte die Veranstalter, ob ich nicht bleiben könne. Seither spiele ich in der französischen Schachliga.

Es gab damals ein Gerücht, dass Sie sich durch Ihre Ausreise dem Militärdienst in Kasachstan entziehen wollten.
Diese Geschichte stimmt nicht. Ich blieb in Frankreich, weil das Leben dort angenehmer ist als in meiner Heimat.

Ist der EM-Titel Ihr größter Erfolg?
Ja, ohne Frage. Obwohl ich mich stark bemühte, habe ich das vorher nicht erwartet. Ich sagte zu Beginn: Hier in Dresden kann jeder gewinnen, nur ich nicht. Schön, dass ich mich geirrt habe.

Wer sind Ihre Vorbilder?
Ich mag die Partien von Viktor Kortschnoi und Bent Larsen. Ja, dieser explosive Schweizer Vorreiter und dieser gediegene dänische Haudegen gefallen mir als Schachspieler am besten.

Gespräch: Dagobert Kohlmeyer

Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.