Schwimmender Irrtum

Russland hat mit dem Bau eines neuen Atomkraftwerkes begonnen. Fünf weitere sind fest eingeplant. Das Besondere an den Werken ist ihre Mobilität. Sie sollen nämlich schwimmen und daher nach Bedarf an alle energiehungrigen Küsten geschleppt werden können. Das weckt - die Atomindustrie mag es freuen - Begehrlichkeiten. Nicht nur nationale. Aber auch Ängste wachsen. Die versuchte der Chef der russischen Atomaufsicht, Sergej Kirijenko, umgehend und offenbar allzu spontan zu entkräften. Mit einem haarsträubenden Argument. Schwimmende AKW, so sagte er, sind sicherer als Anlagen auf dem Festland. Bester Beweis dafür sei die »Kursk«-Katastrophe im Jahr 2000. Nachdem das gesunkene Atom-U-Boot geborgen worden war, hätte sein Reaktor sofort wieder in Betrieb genommen werden können. Das Argument taugt nicht einmal, wenn es einem gelingt, den ihm innewohnenden konkreten Zynismus beiseite zu schieben. Natürlich weiß auch Kirijenko, dass die Mannschaften sowjetischer U-Boote ihre eigenen Reaktoren mehr fürchteten als Torpedos der US-Navy. Gleichfalls untauglich als Sicherheitsargument ist, dass die neuen Kraftwerke nur eine kleine Leistung haben und in entlegenen Gebieten vor Anker gehen sollen. Man kann mögliche Opfer nicht nach Masse berechnen. Der gefeierte Baustart suggeriert wieder einmal: Atomenergie ist Allheilmittel. Über die generationenübergreifenden Nach- und Nebenwirkungen wird nicht geredet.Und auch nicht darüber, dass derartige staatlich alimentierte Projekte gerade im wirtschaftlich aufstrebenden Russland die Entwick...

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