Lahmer Falke

Paul Wolfowitz / Der Präsident der Weltbank ist angeschlagen

Glaubt man den Meldungen, könnte es an der Spitze der Weltbank bald einen Wechsel geben. Seit Tagen häufen sich Rücktrittsforderungen an den Präsidenten der Finanzinstitution, auf der Minister-Tagung am Wochenende rückten die Anwesenden deutlich von dem Chefbanker ab. Paul Wolfowitz aber, 63-jähriger studierter Mathematiker, Chemiker, Ökonom und Politikwissenschaftler, sieht keinen Grund zum Abtritt - und erhält dafür Rückendeckung aus dem Weißen Haus in Washington. Das war wohl auch das Mindeste. Schließlich war es George Bush, der den langjährigen Familienfreund im Sommer 2005 aus dem Pentagon an die Weltbankspitze weglobte. Im US-Verteidigungsministerium hatte sich Wolfowitz einen Namen gemacht: Nach Stationen in der Abrüstungsbehörde, an der Washingtoner Johns Hopkins University und im Planungsstab des Außenministeriums diente er Vater und Sohn Bush in Pentagon-Führungsfunktionen, zuletzt als Vizeverteidigungsminister. Der Aufbau schneller Eingreiftruppen und die Forcierung von Präventivschlagsstrategien gehörten ebenso zu seinen »Erfolgen« wie die Planung der Kriege in Afghanistan und Irak. Nach dem Fiasko im Mittleren Osten avancierte der »Falke« dann jedoch schnell zu einem der Prügelknaben. Wolfowitz' Mitarbeitern waren allerdings mehr die rüden Umgangsformen des Kriegstreibers aufgestoßen. Washingtons Mann fürs Grobe strauchelte nun ausgerechnet über eine »romantische Beziehung« (Weltbank-Sprachregelung). Als Wolfowitz die Führung der Finanzorganisation übernahm, musste seine Lebensgefährtin, die Menschenrechtsexpertin und Weltbank-Mitarbeiterin Shaha Riza, ihre Sachen packen. So verlangen es die Regeln. Vergoldet wurde Rizas Wechsel ins USA-Außenamt mit einem auf 200 000 Dollar erhöhtem Jahressalär, gezahlt von der Weltbank. »Günstlingswirtschaft« tönten Mitarbeitervertretung wie Ministerrunde und sorgten sich öffentlich um den Ruf der Bank. Der allerdings ist auch ohne Wolfowitz nicht gerade gut. Denn abgesehen von mangelnder Effizienz und ökologisch fragwürdigen Projekten dient die Förderpolitik der Weltbank zu oft Konzernen aus den Industriestaa...

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