Nofretete bleibt im Dorf

Ein privater Hamburger Verein will, dass Nofretete auf Reisen geht. Und schon brechen diplomatische Konflikte auf, die anno dunnemals Truppenaufmärsche und Blutgemetzel zur Folge gehabt hätten. Es mag ja ein ehrenwerter Verein sein, der sich dem Kulturaustausch verschrieben hat. Aber man darf sich informieren, bevor man internationale Fehden heraufbeschwört. Will denn Kairo die Skulptur? Davon war zumindest in jüngerer Zeit nichts zu hören, doch jetzt kündigt die ägyptische Altertümerverwaltung einen Ausleihe-Antrag an. Das und die Antwort darauf wären abzuwarten. Aber für den Fall einer Ablehnung ist schon von einem Leih- und Kooperationsboykott Ägyptens die Rede. Im Gegenzug rüstet sich das Berliner Ägyptische Museum mit dem etwas arroganten Argument auf, genug eigene Objekte zu haben, auf Ausleihen aus dem Land der Pyramiden sei man nicht angewiesen. Und nachdem die ewig schöne Gemahlin von Pharao Echnaton von Dahlem erst ins Alte, dann ins Neue Museum in Mitte kutschiert wurde, ist sie nun nicht mehr transportabel. Damit nicht genug, muss die 3000-Jährige auch noch als prima Beispiel für gelungene Integration herhalten. Alles wohl etwas fragwürdig. Worum es vermutlich wirklich geht, wird nicht deutlich ausgesprochen: Berlin ist von der Rechtmäßigkeit der Ausgrabung und des Erwerbs überzeugt, Kairo forderte über Jahrzehnte hinweg die Rückkehr. Ist es die Furcht, eine ausgeliehene Nofretete könnte zur Dauer-Geisel werden? Sind dann kriegerische Verwicklungen zu befürchten? Damit hätten die Hamburger dem...

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