nd-aktuell.de / 22.03.2018 / Politik / Seite 6

Nahverkehr ruht

Ver.di-Chef Bsirske fordert deutliche Anhebung für untere und mittlere Einkommen im öffentlichen Dienst

Berlin. Im Tarifstreit des öffentlichen Diensts haben sich am Mittwoch nach Gewerkschaftsangaben mehr als 20 000 Beschäftigte der Kommunen und des Bundes an Warnstreiks beteiligt. Schwerpunkt war erneut Nordrhein-Westfalen, wo laut ver.di rund 14 500 Mitarbeiter dem Aufruf zu teils ganztägigen Arbeitsniederlegungen folgten. In den Großstädten Köln, Düsseldorf und Bonn kam der Nahverkehr zum Erliegen, Busse und Bahnen blieben in den Depots.

Berufstätige stiegen auf das Auto um und bildeten Fahrgemeinschaften. Auf den Hauptachsen in die Metropolen Köln und Düsseldorf staute sich der Verkehr am Morgen. Die Gesamtlänge aller Staus in NRW stieg laut einer Übersicht des WDR zeitweise auf mehr als 200 Kilometer, zu einem Verkehrschaos kam es aber nicht. »Die Arbeitnehmer haben sich gut vorbereitet«, sagte eine Sprecherin der Polizei Köln.

Gestreikt wurde auch in Kindertagesstätten, Stadtverwaltungen, Entsorgungsbetrieben, Krankenhäusern und Jobcentern. So war in Köln nach Angaben der Stadt nur etwa jede zehnte der über 200 städtischen Kitas regulär geöffnet. Neben Nordrhein-Westfalen waren weitere Streikschwerpunkte Bayern, Rheinland-Pfalz, das Saarland und Hamburg. In der Hansestadt zählte ver.di rund 2000 Beschäftigte, die sich an dem Ausstand beteiligten. Für Donnerstag sind weitere Proteste geplant, insbesondere in Bayern, Baden-Württemberg, Berlin, Rheinland-Pfalz und im Saarland.

Die Verhandlungen für die 2,3 Millionen Tarifbeschäftigten des öffentlichen Diensts von Bund und Kommunen sollen am 15. und 16. April in dritter Runde fortgesetzt werden. Die Gewerkschaften fordern ein Gehaltsplus von sechs Prozent, mindestens aber 200 Euro monatlich mehr. Zudem sollen die Ausbildungsvergütungen um 100 Euro pro Monat steigen. Nach einem erfolgreichen Abschluss sollen Azubis überdies verpflichtend übernommen werden müssen. Die Arbeitgeber haben bislang kein Angebot vorgelegt.

Ver.di-Chef Frank Bsirske forderte, die Mitarbeiter des öffentlichen Diensts müssten an der guten konjunkturellen Entwicklung teilhaben - »und zwar alle«. Vor allem für die unteren und mittleren Einkommen müsse es eine deutliche Erhöhung geben. »Das geht über eine rein prozentuale Anhebung nicht«, erklärte der Gewerkschaftschef den geforderten Sockelbetrag von 200 Euro, der von der Arbeitgeberseite vor allem abgelehnt wird. AFP/nd

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