nd-aktuell.de / 23.03.2018 / Politik / Seite 16

Essen auf Rädern 4.0

Proteste gegen Deliveroo in Vorbereitung

Der britische Fahrrad-Essenslieferant Deliveroo hat die Abstimmung der aktion./.arbeitsunrecht zum Schwarzen Freitag am 13. April gewonnen. 549 Menschen votierten online dafür, ihn in den Mittelpunkt des kommenden Aktionstags zu stellen. Dahinter hätten sich die Imbiss-Kette Nordsee (417 Stimmen) und der Flugsicherheits-Sub-Unternehmer I-SEC (403 Stimmen) ein Kopf-an-Kopf-Rennen um Platz 2 geliefert, teilte die Initiative mit. Beim letzten Aktionstag stand der Modekonzern H&M im Brennpunkt.

Die Organisatoren werfen Deliveroo vor, »routinemäßig« mit sachgrundlosen Kettenbefristungen zu arbeiten und mit Ein-Stunden-Schichten sowie Null-Euro-Verträgen »zu experimentieren« - bezahlt würden nur noch Abschläge für erfolgreiche Auslieferungen. Die sei »ein Rückfall in die Dienstboten-Kultur des Kaiserreichs«, kritisiert die Arbeitsrechtsinitiative.

In der Kritik steht zudem der Umgang mit dem ersten deutschen Betriebsrat in Köln. Demnach versuche das Management, die Interessenvertretung zu zerschlagen, »indem nahezu alle Befristungen auslaufen und in Schein-Selbständigkeiten umgewandelt werden«. Selbstständige dürfen keinen Betriebsrat wählen. Gewählte Betriebsratsmitglieder würden durch Nicht-Verlängerung ausscheiden. Beraten wird das Unternehmen von der Wirtschaftskanzlei Gleiss Lutz.

In Berlin, Hannover, Köln, München und Nürnberg werden bislang Protestaktionen vorbereitet. So sollen beispielsweise Restaurantbesitzer, die die Dienste von Deliveroo in Anspruch nehmen, über die dort herrschenden Arbeitsbedingungen aufgeklärt werden. In Köln ist für den Abend des 13. April ein kollektives Radfahren - critical mass - von Kurieren, Freunden und Unterstützer_innen angedacht. Das soll während des Berufsverkehrs für Aufmerksamkeit sorgen.

Die Organisatoren hatten zunächst mit einem Sieg von Nordsee gerechnet, weil die Fischrestaurantkette mit 4800 Mitarbeitern fast doppelt so viele Beschäftigte zählt wie I-SEC und Deliveroo. Zum anderen gehört Nordsee dem umstrittenen Molkerei-Milliardär Theobald Müller. Doch die Nordsee-Beschäftigten können sich trotzdem auf den Aktionstag einrichten. Denn Nordsee ist ein Vertragspartner von Deliveroo. »So lassen sich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen«, meint die Initiative.

Die aktion ./. arbeitsunrecht ist eine Bürgerrechtsorganisation, die Demokratie in Wirtschaft und Betrieb fördern will und Beschäftigte, Betriebsräte und Gewerkschaften bei der Abwehr von Union Busting unterstützt. nd