nd-aktuell.de / 24.03.2018 / Politik / Seite 16

Streit um Ehrung zweier Widerstandskämpfer in Bremen

Nach Jahren erfolglosen Bemühens hat eine lokale Initiative selbst Straßenschilder mit den Namen der ermordeten Kommunisten angebracht

A. Cäcilie Bachmann, Bremen

Was lange gärt, wird nicht immer gut, wie der sogenannte Schilderstreit in Bremens Norden zeigt. Im Ortsteil Blumenthal, der bis zum Jahr 1939 nicht zu Bremen, sondern zu Preußen gehörte, wird seit Jahren über das Gedenken an zwei 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden ermordete Widerstandskämpfer gestritten.

Dabei ist es nicht so, dass sich Bremen-Nord nicht seiner Geschichte stellte. Da ist zum einen die monströse NS-Bunkeranlage Valentin, bei deren Bau Tausende KZ-Häftlinge ihr Leben verloren. Inzwischen ist der Bunker zu einem Denk- und Erinnerungsort an das menschenverachtende Geschehen rund um den Bunker-Bau, an den Terror des NS-Regimes und aktuelle rechte Entwicklungen geworden.

Zum anderen stand in Blumenthal die Bremer Woll-Kämmerei, die größte international agierende Wolltextil-Fabrikation. Während des Nationalsozialismus mussten dort ebenfalls Tausende Zwangsarbeiter schuften. Heute wird auch in diesem Zusammenhang an einer kritischen Aufarbeitung der Geschichte gearbeitet.

Zu den unermüdlichen und treibenden Kräften gehört seit langem Gerd Rolf Rosenberger. Mit einem Zirkel engagierter Mitstreiter arbeitet das DKP-Mitglied in Bremen-Nord unentwegt an der Aufdeckung der Nazi-Geschichte des heutigen Bremer Ortsteils und deren Aufarbeitung. Seit Jahren ist es eines der großen Anliegen, die Erinnerung an Leo Drabent und Hans Neumann zu erhalten, der beiden aus der Gegend stammenden und in Brandenburg-Görden enthaupteten kommunistischen Widerstandskämpfer. Ziel ist, dass jeweils eine Straße oder ein Weg nach ihnen benannt wird.

Nachdem das Ortsamt Blumenthal jahrelang auf die entsprechenden Anträge nicht reagiert hatte, wurde die Gruppe »Nordbremer Bürger gegen den Krieg« aktiv, indem sie kurzerhand selbst vier Namenschilder herstellte und sie an zwei von Fußgängern und Radfahrern genutzten Grünwegen anbrachte. Das wiederum brachte den Ortsamtsleiter Peter Nowack (SPD) in Rage. Es könne nicht jeder daher kommen, sich eigenmächtig irgendwelche Straßennamen ausdenken und dann Schilder aufhängen. Es müsse ein geordnetes Verfahren geben, so der Blumenthaler.

Aber darauf wollte die Schilder-Gruppe nicht mehr warten, nachdem sich der örtliche Beirat in Blumenthal über fünf Jahre mit der Angelegenheit beschäftigt hatte und verschiedene Ideen zur Würdigung der beiden Widerstandskämpfer immer wieder als nicht praktikabel verwarf. Nowack besteht jedoch auf einem gesetzeskonformen Weg hin zu einer Genehmigung der Schilder durch den Beirat. Als Voraussetzung verlangt er aber das Entfernen der Schilder. Sollten diese abgebaut werden, so signalisiert der Ortsamtsleiter, werde es eine Möglichkeit für die Benennung eines Weges nach Drabent und Neumann geben.

Aus dem Beirat kam als Vorschlag zur Güte, die Schilder zunächst mit einem Tuch zu verhängen, bis es eine offizielle Genehmigung gibt. Aber das will Rosenberger auf keinen Fall. Die Nordbremer Kriegsgegner haben kein Vertrauen mehr und vermuten eine weitere Hinhaltestrategie.

Am 9. April steht das Thema wieder auf einer Sitzung des Ortsamtsbeirates, der sich für das ordnungsgemäße Antragsverfahren für die Anbringung der Schilder entschieden hat. Es sieht allerdings kaum danach aus, dass die Sache in einer einzigen Sitzung geklärt wird.