nd-aktuell.de / 27.03.2018 / Brandenburg / Seite 12

Kurbelradio und 14 Liter Wasserreserve

Bundesamt gibt Brandenburgern Tipps für den individuellen Brand- und Katastrophenschutz

Wilfried Neiße

Was von verschiedenen Zeitgenossen schon lange als Freizeitbeschäftigung und Sport, von manchen sogar bis hin zur Manie praktiziert wird, hat einen ernsten Hintergrund: Notfälle sind in einer übertechnisierten Welt eigentlich nicht vorgesehen - doch lassen sie sich eben auch nicht ausschließen, wie Hochwasserkatastrophen, Trockenphasen und Sturmereignisse in den vergangenen Jahren immer wieder bewiesen haben. Lawinengefahr besteht zwar eher nicht in Brandenburg, und auch starke Schneefälle sind eine Seltenheit geworden - nichtsdestotrotz haben Schneeverwehungen erst vor wenigen Tagen beispielsweise die Hauptbahnhöfe in Leipzig und Halle für anderthalb Tage lahmgelegt. Brände sind in Brandenburg praktisch keine Flächenbedrohung, als punktuelle Einzelfälle treten sie aber ebenfalls auf und ändern das Leben auch der Überlebenden radikal.

Wie auf all das sich vorbereiten? Die riesigen Lager der Zivilverteidigung und des Katastrophenschutzes, die jeder Bezirk und jeder Kreis zu DDR-Zeiten vorhalten musste - noch nach 2000 geriet Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) geradezu ins Schwärmen, als er ein solches Lager in Oranienburg (Oberhavel) besuchte - sind inzwischen aufgelöst. Vor Jahren hatte die Landesregierung angegeben, dass für die 2,5 Millionen Brandenburger ganze 2000 Plätze in Schutzräumen zur Verfügung stehen. Auf einen Krieg wäre das Bundesland folglich schlecht oder gar nicht vorbereitet. Aber was andere Bedrohungen betrifft, so kann der Einzelne tatsächlich auch selbst etwas tun. Zumal sich in den vergangenen 30 Jahren die Wohnfläche, die dem Durchschnittsbrandenburger zur Verfügung steht, deutlich vergrößert hat. Es gibt also für die meisten Menschen genügend Platz, um sich für den Notfall zu rüsten und entsprechende Vorräte anzulegen.

In einer neuen Broschüre rät das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe beispielsweise dazu, mindestens 14 Liter Flüssigkeit pro Person vorzuhalten, um sich vor einer Situation zu schützen, in der die Wasserversorgung zusammenbricht oder sogar für längere Zeit ausfällt. »Der Mensch kann nur vier Tage ohne Flüssigkeit auskommen«, warnen die Verfasser.

Da im Katastrophenfall die Wasser- und die Energieversorgung häufig gleichzeitig ausfallen, wird zur Anschaffung solcher Lebensmittel geraten, die problemlos auch ohne Kühlung länger gelagert werden können. Campingkocher könnten den stillgelegten Herd eine Weile ersetzen. Im Fall der Fälle solle man alle verfügbaren größeren Behälter zum Auffangen von Wasser (eventuell Regenswasser) nutzen, wird geraten. Denn auch der Körperhygiene kommt in unübersichtlichen Zeiten größte Bedeutung zu - nicht zuletzt, um der Entstehung und Ausbreitung von Seuchen vorzubeugen. Auch an einen Medikamentenvorrat muss ebenso gedacht werden. Nicht zu vergessen ist übrigens die Versorgung von Haustieren.

Nicht zu schmal bemessen sein sollte der Vorrat an Haushaltskerzen und Streichhölzern sowie geeigneten Batterien. Nicht schaden können Kurbel-Taschenlampen, Solar- oder LED-Lampen. Solargetriebene Akkuladegeräte können begrenzt unabhängig machen. Und Achtung: Bei Stromausfall funktionieren auch die Bargeldautomaten nicht mehr.

Brände vernichten möglicherweise alles. Und alles heißt hier alles. Folglich empfiehlt es sich, Kopien der wichtigsten Dokumente anzufertigen: Urkunden (Geburts-, Heirats-, Sterbeurkunde), Sparbücher, Kontoverträge, Aktien, Wertpapiere, Versicherungspolicen, Renten-, Pensions-, Einkommensbescheide, Qualifizierungsnachweise, Arbeits- Miet- und Leasingsverträge, für Testamente, Patientenverfügungen und Vollmachten, Pässe, Grundbuchauszüge, Meldenachweise. Versteht sich, dass sie an möglichst sicheren Orten außerhalb der eigenen Wohnung verwahrt werden sollten. Das Bundesamt rät in diesem Fall, alle wichtigen Dokumente an einem Ort aufzubewahren, der einen raschen Zugriff auf sie ermöglicht. Und diesen Ort sollten auch alle Familienmitglieder kennen.

Wer soweit gehen will, ein Notgepäck für den Ernstfall zu schnüren, das helfen soll, an den ersten Tage außerhalb der eigenen vier Wände zurechtzukommen, findet ebenfalls in der Broschüre Rat. Empfohlen wird, einen Rucksack mit Erste-Hilfe-Material, Medikamenten, einem batteriebetriebenen Radio, Dokumententasche, Verpflegung für zwei Tage, Taschenlampe, Schafsack, Kleidung und Hygieneartikel für ein paar Tage zu packen. Wetterfeste Schuhe und Wetterschutzbekleidung seien ebenfalls wichtig.

Etwas makaber erscheint freilich der Tipp, sich bei Gefahr durch radioaktive oder chemische Stoffe fürs erste mit einem Heimwerker-Mundschutz oder feuchten Tüchern zu behelfen, die vor den Mund gehalten werden sollen.

»Bei einer großflächigen und sehr schweren Katastrophe können die Rettungskräfte nicht überall sein«, erklärt der Text. »Wenn Sie sich und Ihren Nachbarn selbst helfen können, sind Sie klar im Vorteil«. Und er schließt: »Es kommt dann auf jeden Einzelnen an«.