Der Begriff scheint aus der Mode gekommen: Wer bezeichnet sich heute noch als PazifistIn? Gerade jüngere Leute sprechen lieber von Antimilitarismus. Das hört sich zwar irgendwie cooler an, ist aber eigentlich weniger radikal: Armeen werden zwar abgelehnt, nicht aber unbedingt jegliche Gewalt, wie es PazifistInnen tun. Inzwischen wurde die Bezeichnung »Pazifismus« allerdings ganz schön verwässert - vielleicht ist das auch ein Grund, weshalb das Wort heute seltener genutzt wird. Die Absage an jede Gewalt wird gerne mit dem Attribut »radikal« versehen; und im Namen eines »aufgeklärten Pazifismus« wird für den »gerechten Krieg« geworben.
Es sind freilich nicht nur die Begriffe, auch die Politik hat zur Marginalisierung des Pazifismus beigetragen: Gewaltfreiheit war einst ein Grundwert der Grünen, die Partei versammelte Friedensbewegte - und schwor sie später auf Kriegseinsätze der Bundeswehr ein. Kurios ist aber auch ein Blick auf den Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Deutsche Friedensgesellschaft (heute DFG-VK) fand damals die bewaffnete »Verteidigung des Vaterlandes« in Ordnung und die Kriegsdienstverweigerung »unpatriotisch«, wie in der »Kleinen Geschichte der Kriegsgegnerschaft« (Unrast Verlag) nachzulesen ist. Heute ist die DFG-VK die größte pazifistische Organisation in Deutschland. fwe
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1083748.pazifismus.html