nd-aktuell.de / 31.03.2018 / Politik / Seite 3

Schüler gegen Waffen

Internationale Presse

Washington Post, USA

Was bewirken die Demos?

Für einige Stunden war am Samstag der Zynismus von den Straßen verbannt. Eine Gruppe junger Leute brachte entschlossen und eloquent rund 800 000 Menschen allein in Washington auf die Straße. Große Proteste sind gut, aber die Frage ist, ob sie viel bewirken. Die Waffenlobby NRA hat bereits im Vorfeld versucht, ihre Gegner zu bekämpfen und wird dies auch weiterhin tun. Teenagern fehlt die Ausdauer, um diesen langen Kampf aufzunehmen. Und die Republikaner werden nicht mit der Waffenlobby brechen.

Lidové noviny, Tschechien

Nicht unterschätzen

Die jungen Amerikaner sind wirklich stinksauer. Und sie folgen ihren Eltern oder besser gesagt Großeltern und veranstalten die größten Protestmärsche seit dem Vietnamkrieg. ... Die Generation, die heute in den amerikanischen Städten demonstriert, könnte schon die nächsten Wahlen entscheiden. Einige Politiker nehmen das nicht mehr auf die leichte Schulter und reihten sich selbst in Demonstrationen ein. Auch in Washington sollte man die Angelegenheit nicht unterschätzen. Die Haltung zu Waffen kann sehr leicht darüber entscheiden, wer Amerika in ein paar Jahren regiert.

Skånska Dagbladet, Schweden

Die Nase voll

Amerikas Schüler haben die Nase voll. Allein seit Beginn dieses Jahres hat es in den USA mehr als 20 Schießereien in Schulen gegeben. Nach dem Amoklauf in Florida haben vier Staaten angefangen, die Gesetze zu verschärfen. Und sofort ging die Waffenlobby NRA gerichtlich dagegen vor. Die NRA hat viel Einfluss, und durch das in der Verfassung verankerte Recht auf Waffenbesitz sind Gesetzesänderungen schwierig. Aber vielleicht kann das Engagement der Jugendlichen die Politiker dazu bringen, wenigstens den Kauf von Waffen einzuschränken.

Renmin Ribao, China

Politik verliert das Vertrauen

Die Reaktion im Weißen Haus ist still und kühl. Die zögerliche Politik und die Meinungsverschiedenheiten zwischen Republikanern und Demokraten spalten die Gesellschaft weiter. Was die Demonstranten erreichen können, ist vielleicht nicht viel. Aber je länger die Politik auf eine Verschärfung der Waffengesetze verzichtet, desto mehr wird sie das Vertrauen der Bürger verlieren.

Standard, Österreich

Hoffnungsträger

Teenager wie Emma González, David Hogg oder Cameron Kasky verstehen ihre Emotionen in Worte zu fassen. Ihre Sätze haken sich schon deshalb fest im kollektiven Gedächtnis der Nation, weil sie unbequeme Wahrheiten bündeln. Obendrein zeigen sie Stehvermögen. So bald also dürften sie die politische Bühne nicht wieder verlassen. Allein das ist Hoffnung genug

Hospodarske Noviny, Tschechien

Emotionen sind keine Debatte

Solange die Mehrheit der Amerikaner nicht an dem in der Verfassung verankerten Waffenrecht rütteln will, lässt sich nichts ausrichten. Zumal offensichtlich ist, dass Emotionen das eine sind, etwas anderes aber eine konkrete Debatte darüber, was zu tun ist. Das war auch am Samstag zu spüren: Während die einen ein vollständiges Waffenverbot forderten, wollten andere nur ein Verbot halbautomatischer Waffen, während die einen die Bewaffnung von Lehrern befürworteten, schüttelten andere nur den Kopf darüber.

Heti Válasz, Ungarn

Mit aktueller Botschaft

Die sogenannte Generation Z scheint politisch aktiver und engagierter zu sein als die Generation X. Dieser Aktivismus dürfte nachhaltig Auswirkungen auf das öffentliche Leben haben. ... Mithin ist es geboten, die politische Aktivität der Generation Z zu beachten, bleiben doch solche Bewegungen nicht an den Grenzen der USA stehen. ... Die Botschaft der jungen Demonstranten in den USA ist auch in vielen anderen Ländern der Welt aktueller denn je: »Stopp! Genug! Die Erwachsenen haben uns verraten. Wir müssen unser Schicksal in die eigene Hand nehmen!«