nd-aktuell.de / 04.04.2018 / Politik / Seite 5

Polizei ohne Nachwuchssorgen

Viele Bundesländer verzeichnen einen Bewerberrekord / Regierungen wollen Einheiten aufstocken

Düsseldorf. Während etliche Branchen händeringend Nachwuchs suchen, entscheiden sich so viele junge Menschen wie nie zuvor für eine Ausbildung bei der Polizei. Hessen und Nordrhein-Westfalen verzeichnen Bewerbungsrekorde. In Bayern gibt es etwa sieben Kandidaten für eine Stelle in Uniform, und auch Baden-Württemberg schöpft nach eigenen Angaben aus den Vollen. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presseagentur in den Bundesländern.

In Nordrhein-Westfalen haben sich rund 11 200 junge Männer und Frauen für den Polizeidienst beworben. »Das ist ein Bewerberrekord«, sagt Victor Ocansey vom Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der NRW-Polizei in Selm. Auch in Hessen ist der Bewerberansturm ungebrochen. Um im Februar 2018 eingestellt zu werden, hätten sich 3471 junge Menschen gemeldet - 700 mehr als noch zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres, teilt das Innenministerium mit. Berlin hat seine Ausbildungszahlen im Vergleich zu 2008 verdreifacht - aus gutem Grund.

Denn der oft auch geplante Boom kommt für die Länderpolizei rechtzeitig. Obwohl die starken Jahrgänge bald in Pension gehen, wollen viele Landesregierungen die Einheiten ihrer Polizei schrittweise erhöhen.

Jahr für Jahr will zum Beispiel die nordrhein-westfälische CDU/FDP-Landesregierung bis 2022 rund 2300 Polizisten einstellen. Die Berliner Polizei soll 800 zusätzliche Stellen bis Ende 2019 bekommen und dann wieder mit 18 000 Polizisten auf der Straße unterwegs sein. Auch Hamburgs Polizei soll größer werden. In den kommenden fünf Jahren sollen 2500 Stellen geschaffen werden.

Das erfolgreiche nordrhein-westfälische Rezept erklärt sich die Gewerkschaft der Polizei (GdP) aus einem Mix aus länderübergreifender Werbung, weitgehender Jobgarantie und guter Bezahlung. »Wegen des finanziellen Anreizes bewerben sich auch etliche Kandidaten aus anderen Bundesländern«, sagt GdP-Vorstandsmitglied Plickert.

Denn nach einer Ausbildung verdient ein Polizist in Ostdeutschland keineswegs so viel wie ein Beamter in Bayern oder NRW. Für Personal und Besoldung seien die Länder selbst verantwortlich - und sie entschieden oft nach Kassenlage, kritisiert die Gewerkschaft. dpa/nd

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