nd-aktuell.de / 05.04.2018 / Kultur / Seite 15

Humanistischer Gegenentwurf zur rechten Intelligenzia

Mit der »Antwort 2018«-Erklärung gibt es nun Kontra für Lengsfeld und die Neue Rechte

Velten Schäfer

Vera Lengsfeld hat dieser Tage Grund zum Feiern. Die von ihr mitinitiierte »Erklärung 2018«, die sich gegen die Beschädigung Deutschlands durch »illegale Masseneinwanderung« richtet, findet erheblichen Zuspruch. Der einstigen »DDR-Bürgerrechtlerin« zufolge haben inzwischen 50.000 Personen die Solidaritätsadresse an all jene unterschrieben, die »friedlich dafür demonstrieren, dass die rechtsstaatliche Ordnung an den Grenzen unseres Landes wiederhergestellt wird« - wer auch immer damit konkret angesprochen sein mag.

Seit wenigen Tagen gibt es nun einen Gegenaufruf zu Lengsfelds Erklärung - die »Antwort 2018«: »Die Menschenrechte enden an keiner Grenze dieser Welt«, heißt es darin. »Wir solidarisieren uns mit allen Menschen, die vor Krieg, Verfolgung und Armut in unserem Land Zuflucht suchen, und wenden uns gegen jede Ausgrenzung.« Zu den prominenteren Erstunterzeichnern gehören der Autor Michael Wildenhain, der Liedermacher Manfred Maurenbrecher, der Verleger Christoph Links und die Autorin Nina George, die seit 2017 dem Bundesvorstand des Verbandes deutscher Schriftsteller angehört.

Lengsfelds Aufruf ist nicht weniger als eine sichtbare Plattform einer neuen rechten Intelligenzia, die offenbar keine Scheu hat, sich in den Dunstkreis der AfD zu stellen. Ihre »Erklärung« vereint einen viel gelobten Schriftsteller wie Uwe Tellkamp mit politisch und teils auch wissenschaftlich rechtsdrehenden Historikern wie dem emeritierten Rostocker Professor Egon Flaig und dem Northeimer Lehrer Karlheinz Weissmann, der als Publizist schon vor 20 Jahren als Führungsfigur einer »neuen Rechten« gelten konnte. Darunter mischen sich publizistische Figuren wie der »Welt«-Kolumnist Henryk M. Broder oder der Chefredakteur der »Jungen Freiheit«, Dieter Stein. Ferner unterschrieb Michael Klonovsky, der bis 2016 beim »Focus« arbeitete, bevor er zunächst die ehemalige AfD-Frontfrau Frauke Petry beriet und dann als Referent des AfD-Fraktionschefs Alexander Gauland in den Bundestag wechselte.

Die »Antwort« hingegen soll dokumentieren, dass die Unterzeichner der »Erklärung« nicht die »Mitte der Gesellschaft« abbilden, wie Lengsfeld jüngst in einem Interview behauptet hat. Wie die Initiatorin der »Erklärung« spielt auch die Autorin Anja Wiens, die die »Antwort« mit gestartet hat, auf die DDR-Geschichte an: »Die DDR-Bürger haben es 1989 vorgemacht! Wenn der Macht die Legitimation entzogen wird, ist sie machtlos!«, schreibt Lengsfeld zur »Erklärung«. Und Wiens fragt in einer Erklärung zur »Antwort«: »Wollt ihr neue Mauern und einen Schießbefehl?«

»Erklärer« wie Tellkamp geben sich als Widerstandskämpfer gegen eine linke »Meinungsdiktatur«. Die Resonanz auf die »Antwort« könnte auch zeigen, wie verbreitet ein humanistischer Geist tatsächlich ist. Es werden noch Unterschriften gesammelt.

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