nd-aktuell.de / 07.04.2018 / Politik / Seite 20

Nachrufe

Ríos Montt

16. 6. 1929 - 1. 4. 2018

Selbst im Tod spaltet er Guatemala: Ríos Montt. Den einen gilt der Diktator als Völkermörder, weil in seiner ebenso kurzen wie blutigen Amtszeit von März 1982 bis August 1983 Zehntausende Menschen ermordet und Hunderttausende zu Flüchtlingen gemacht wurden. Andere feiern ihn als Befreier. An seinem Grab hieß es in Sprechchören: »Es lebe der General Ríos Montt, der uns von den Kommunisten befreit hat.«

Konkret wurde Montt Jahrzehnte später angeklagt, eine gezielte Vernichtungspolitik gegen die Ixil-Indígenas in Gang gesetzt zu haben, die ihm als Kollaborateure linker Guerillagruppen galten. Dafür verurteilt wurde er zwar 2013, das Gefängnis sah er indes nicht von innen. Das Verfassungsgericht Guatemalas hob dieses Urteil binnen weniger Tage wegen Formfehlern auf und ordnete ein neues Verfahren an. Dieses begann im März 2016 in Abwesenheit des Angeklagten, der nach Angaben seiner Anwälte an Demenz litt. Das glaubten nicht alle. Dass der Putschist Ríos Montt es mehrfach nicht schaffte, über seine ultrarechte Republikanische Guatemaltekische Front (FRG) legal ins Präsidentenamt zu kommen, ist ihnen nur ein geringer Trost. mli

Helga Slowak

10. 1. 1927 – 10. 3. 2018

Berlin – Belgrad – Jerusalem – Berlin: Stationen eines bewegten Lebens. Dass Helga Slowak das Schreiben zu ihrem Beruf machen wollte, war für sie schon früh klar. Als Jungmädel begeistert von Hitler, wurde sie noch als Halbwüchsige Volontärin beim deutschnationalen Scherl-Verlag. Der nach Berlin zurückkehrende Krieg begrub die ersten Karrierepläne, buchstäblich: Einen Bombenangriff überlebte sie als Einzige in einem Keller, in dem Kollegen Schutz gesucht hatten. Wenig später retteten Sowjetsoldaten sie aus einer überfluteten U-Bahn-Station.

Unmittelbar nach Kriegsende bewarb sie sich bei der »Täglichen Rundschau«, der Zeitung der sowjetischen Militäradministration, und wurde als erste Deutsche eingestellt. Sie berichtete über die Bodenreform, die Aktivistenbewegung, die neu gegründete SED. In der Redaktion lernte sie von sowjetischen Offizieren, viele von ihnen Juden, Entscheidendes über die deutsche Kultur. Und erlebte, wie im Zuge sowjetischer Säuberungen ihre jüdischen Kollegen verschwanden. Slowak ging nach Westberlin, dann nach Jugoslawien, auf der Suche nach einem Sozialismus ohne Stalinismus. Schließlich Israel – ihr Lebensthema. Der Anstoß dazu kam von Rotarmisten. Nicht von ungefähr heißt ihre Autobiografie »Rote Fahnen und Davidstern«. wh