The Damned, gefangen im Nostalgiezirkus, haben jetzt schon seit zehn Jahren kein neues Songmaterial mehr veröffentlicht, doch heute erscheint das neue, von Tony Visconti (T. Rex, David Bowie, Prefab Sprout) produzierte Studioalbum »Evil Spirits« (»Böse Geister«), eine Sammlung wenig inspirierter, hochgradig unspektakulärer Rumpelgitarrenrocksongs, von denen einer klingt wie der andere. »Ich bin selbst erstaunt, dass wir so lang überlebt haben«, meint etwa Dave Vanian, der Sänger mit der tiefen Stimme, der wie der Bassist/Gitarrist Captain Sensible aus der Urbesetzung stammt und der - irgendwie passt hier nahezu alles wie von Zauberhand gefügt zusammen - 1976 seine berufliche Tätigkeit als Totengräber niedergelegt hat, um sich The Damned anzuschließen. Vanian singt auch heute noch unbeirrt Sachen wie »I’m Gonna Make You Hate Again«, »I’m A Devil / A Complicated Rebel / A Dirty Demon Devil«, »I Don’t Care, I Don’t Care, I Don’t Care At All« oder »Never Do Today What You Can Do Tomorrow«. Die bösen Mächtigen hassen, Rebell sein, schmutzig sein, apathisch sein, die Negation und das Nichtstun feiern. Alles schön und gut. Doch es sind halt exakt die leeren Worthülsen, die man so singt, wenn man im Jahr 2018 auf dem guten, alten Punkrock-Ticket noch mal die Rente aufbessern will.
Bei der Deutschen Presseagentur, dem Zentralorgan für kritikfreie Jubelkulturberichterstattung, ist man wie immer begeistert: »Diese Begeisterung über die eigene Zähigkeit spiegelt sich nun in jedem der kraftvollen neuen Songs.« Ja. Hmm.
The Damned: »Evil Spirits« (Spinefarm Records/Universal)
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1085183.rebell-sein.html