nd-aktuell.de / 13.04.2018 / Berlin / Seite 11

Revolutionäre auf neuen Pfaden

18-Uhr-Demonstration will das vom Bezirk organisierte Fest im Görlitzer Park und den Google-Campus ansteuern

Die linksradikale Demonstration am Abend des 1. Mai in Kreuzberg will gezielt das erstmals durchorganisierte Fest des Bezirks im Görlitzer Park ansteuern. Die Veranstalter kritisierten am Donnerstag, der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg lasse «von einem privaten Eventveranstalter ein Fest für Yuppies ausrichten». Man werde das «thematisieren» und am Görlitzer Park «schauen, was die Lage hergibt», wie ein Sprecher der Organisatoren sagte.

Um private Partys mit viel Lärm und Müll im Park zu verhindern, lässt der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg in diesem Jahr das ganze Gelände für zwei Tage einzäunen. Auf zwei Bühnen treten Bands auf. Besucher werden kontrolliert, dürfen aber drei Liter Getränke für den Eigenbedarf mitbringen. Nicht erlaubt sind Glasflaschen, Grills, Verstärker und Zelte.

Die Strecke der sogenannten Revolutionären 1.-Mai-Demonstration soll auch am nahe dem Park liegenden geplanten Google-Campus im Umspannwerk in der Ohlauer Straße vorbeiführen. Es gehe zu «Orten der Verdrängung», hieß es. Dann könnte die Demonstration Richtung Neukölln ziehen.

Den kompletten Streckenverlauf wollen die Organisatoren erst kurz vor dem 1. Mai mitteilen. Bekannt ist nur, dass der Start wie im vergangenen Jahr um 18 Uhr am Oranienplatz sein soll. Erneut wollen die Veranstalter - wie «nd» bereits vor zwei Wochen berichtete - die Demonstration nicht wie vorgeschrieben bei der Versammlungsbehörde der Polizei anmelden. «Wir stehen in keinem Kontakt zur Polizei», sagte der Sprecher des linksradikalen Bündnisses.

Dieses Vorgehen hatte im vergangenen Jahr längere Diskussionen ausgelöst. Letztlich ließ die Polizei etwa 15 000 Demonstranten am Abend des 1. Mai gewähren. Die eigentliche Demonstration lief weitgehend friedlich ab. Dennoch wurden von der Polizei im Zusammenhang mit Straftaten im Verlauf der «Revolutionären 1.-Mai Demonstration insgesamt 72 Personen festgenommen. 32 Polizisten wurden bei kleineren Auseinandersetzungen mit Gewalttätern verletzt.

Auch in diesem Jahr gibt es bereits am Abend vor dem 1. Mai, in der Walpurgisnacht, eine weitere größere Demonstration linker und linksradikaler Gruppen. Sie beginnt wie in den vergangenen Jahren um 16 Uhr auf der Seestraße in Wedding - und richtet sich ebenfalls gegen die Gentrifizierung. dpa/nd