nd-aktuell.de / 17.04.2018 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 9

Deutsche Bank prüft Geschäftsfeld

Was kostet die Abwicklung der Investmentsparte?

Frankfurt am Main. Die Bankenaufsicht der Europäischen Zen-tralbank (EZB) will von der Deutschen Bank wissen, was eine Abwicklung ihres Investmentbankings kosten würde. Dazu liefen bereits seit Monaten Berechnungen, berichtete die »Süddeutsche Zeitung« (Montag). Es sei das erste Mal, dass die Aufsichtsbehörde eine entsprechende Simulationsrechnung für eine Großbank beschlossen habe, so die Zeitung. Später sollten aber noch weitere große Geldhäuser folgen.

Die Deutsche Bank teilte mit, sie berechne für Regulatoren routinemäßig »die Konsequenzen einer geordneten Abwicklung von Positionen in unseren Handelsbüchern«. Dies geschehe mit Blick auf Kapital, Liquidität und den möglichen Effekt auf die Gewinn- und Verlustrechnung. »Das ist übliche Praxis in der Finanzindustrie.«

Eine EZB-Sprecherin wollte sich nicht zu einzelnen Instituten äußern. Grundsätzlich gebe es verschiedene Aufgaben, zum Beispiel die Vorlage von Sanierungsplänen, die die Aufseher von Banken verlangen könnten.

Seit der schweren Finanzkrise 2008 wurden die Regeln für Geldhäuser weltweit verschärft. Vor allem Großbanken, deren Kollaps das globale Finanzsystem destabilisieren könnte, müssen per Gesetz mehr Eigenkapital als Puffer vorhalten. Die Institute müssen zudem Sanierungs- und Abwicklungspläne vorlegen. Seit geraumer Zeit prüfen die Aufseher in verschiedenen Ländern, was bei Großbanken passieren würde, wenn bestimmte Bereiche des Geschäfts abgewickelt würden.

Die EZB-Bankenaufsicht möchte laut dem Bericht wissen, wie sich der Wert des Kapitalmarkt- und Derivategeschäfts bei der Deutschen Bank entwickeln würde, wenn sie als solvente Bank ein abruptes Ende des Neugeschäfts simuliert. Es gehe aber nicht darum, die Abwicklung im Fall einer Pleite zu simulieren, was um ein vielfaches teurer und schwieriger wäre, schrieb das Blatt.

Der Finanzvorstand der Deutschen Bank, James von Moltke, hat dem Eindruck widersprochen, die EZB würde das Institut mit Hilfe der Proberechnung dazu drängen, ihr Handelsgeschäft zu schrumpfen. »In einer rein analytischen Übung rechnen wir für die EZB durch, welche Effekte es hätte, wenn wir in unserem Handelsgeschäft kein Neugeschäft mehr machen würden«, sagte von Moltke am Montag dem »Handelsblatt«. Agenturen/nd