nd-aktuell.de / 20.04.2018 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 13

Protest- und Kulturmeile am AKW Brokdorf

Planung für den Bau eines neuen Zwischenlagers läuft

Dieter Hanisch

Aus Anlass des 32. Jahrestages des Reaktorunglücks von Tschernobyl laden verschiedene Anti-AKW-Initiativen am Sonntag um 12 Uhr zum mittlerweile sechsten Mal zur Protest- und Kulturmeile rund um den Atommeiler von Brokdorf in Schleswig-Holstein ein. Entlang des eingezäunten und mit einem Wassergraben umgebenen Kraftwerkareals - das AKW wird von Preußen Elektra betrieben - wird es neben Ansprachen, Infostände, Mitmachaktionen, Musik und andere Aktivitäten geben. Liquidatoren aus Tschernobyl und Fukushima stehen zum Gespräch bereit. Außerdem werden Atomkraftgegner aus dem polnischen Kołobrzeg erwartet.

Das seit Oktober 1986 Strom liefernde AKW Brokdorf mit knapp 500 Beschäftigten ist derzeit zur Jahresrevision vom Netz genommen und soll im nächsten Monat wieder hochgefahren werden. Für die Inspektionsarbeiten sind derzeit mehr als 1800 Beschäftigte im Einsatz. Preußen Elektra hat inzwischen einen Antrag auf Stilllegung des Reaktors Ende 2021 gestellt. Danach soll der Rückbauprozess beginnen, der sich ungefähr 15 Jahre hinziehen wird - so ist es jedenfalls vorgesehen.

Das Gelände des Atommeilers wird aber als Zwischenlager noch für lange Zeit ein Fixpunkt für AKW-Gegner bleiben. So soll es zwischen 2019 und 2021 sieben Castortransporte aus dem britischen Sellafield nach Brokdorf geben. Die Genehmigung für das Zwischenlager wurde für 40 Jahre erteilt. Im Juni soll es dazu eine Infoveranstaltung vor Ort unter Beteiligung des Bundesumweltministeriums geben. Derweil laufen die Planungen für den Bau eines weiteren Zwischenlagers für schwach radioaktives Material.

Schon während der Bauphase in den 1970er und 1980er Jahren gab es in Brokdorf heftige Proteste von Atomkraftgegnern. Die Initiatoren des aktuellen Protestes von der Gruppe »Brokdorf akut« fordern weiterhin die sofortige Stilllegung des Reaktors - aus Sicherheitsgründen. Sie fokussieren die Sicherheitsdebatte dabei auf die im vergangenen Jahr festgestellten Korrosionsschäden an Brennelementen, für die es bis heute noch keine Ursachenerklärung gibt. Zur Protest- und Kulturmeile am Sonntag werden mehrere hundert Teilnehmer und Teilnehmerinnen erwarten.