nd-aktuell.de / 23.04.2018 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 14

Vom Elektrorad ins Krankenhaus

Thüringen: Mehr Unfälle mit E-Bikes und Pedelecs

Erfurt. Auf Thüringens Straßen kommt es immer häufiger zu Unfällen mit Elektrorädern. Insgesamt 85 Fälle sind der Polizei nach offiziellen Angaben aus dem vergangenen Jahr bekannt, bei denen E-Bikes und sogenannte Pedelecs involviert waren. Als im Jahr 2015 die gesonderte Erfassung für diese Zweiräder eingeführt wurde, waren es noch 38. Neben zwei Toten gab es bei den Unfällen im vergangenen Jahr 23 Menschen mit schweren Verletzungen, 53 verletzten sich leicht. In Anbetracht des steigenden Interesses an solchen Fahrrädern geht die Polizei davon aus, dass die die Unfallzahlen weiter ansteigen werden.

Während E-Bikes mit ihrem elektromotorischen Antrieb Geschwindigkeiten zwischen 25 und 45 Kilometer in der Stunde schaffen, sind die Elektromotoren von Pedelecs (Pedal Electric Cycle) so programmiert, dass sich die Motor-Unterstützung mit zunehmender Fahrgeschwindigkeit verringert und spätestens ab 25 Kilometern pro Stunde unterbrochen wird.

Pedelecs gelten laut ADFC Thüringen als die am weitesten verbreiteten Elektrofahrräder in Deutschland. Und sie liegen damit auch in der Unfallstatistik deutlich vorne. Was E-Bikes betrifft, so erfasste die Thüringer Polizei 2017 gerade einmal sechs Unfälle. E-Bikes seien wohl deshalb weniger beliebt, weil für sie Führerschein und Versicherung erforderlich sind, vermutet der ADFC-Landesvorsitzender Friedrich Franke.

Laut Statistik kommt es besonders häufig wegen Vorfahrtsfehlern, Unachtsamkeit beim Abbiegen oder beim Einordnen in den fließenden Verkehr zu Unfällen. Ob die E-Radfahrer Verursacher oder Geschädigte seien, lasse sich nicht aus den Zahlen herauslesen. Häufig werde die Geschwindigkeit der motorisierten Räder falsch eingeschätzt - von den Radlern, wie auch von Autofahrern, heißt es bei der Polizei.

Diese Einschätzung teilt auch der ADFC. Je leichter die Bewegung fällt und je leiser sie erfolgt, desto größer sei das Risiko zu Fehleinschätzungen, sagt Franke. »Wer gewohnt ist, mit einem herkömmlichen Fahrrad 25 bis 30 Kilometer pro Stunde zu fahren, für den steigt das Unfallrisiko aber sicherlich nicht.«

Der ADFC hält Pedelecs für nicht gefährlicher als normale Fahrräder. Eine spezielle Prüfung dafür wäre übertrieben, wie Franke meint. Er rät aber dazu, solche Fahrräder mit Elektromotor vor der ersten Fahrt außerhalb des Straßenverkehrs zu testen. dpa/nd