nd-aktuell.de / 28.04.2018 / Kommentare / Seite 2

Das Zuckerbrot danach

Simon Poelchau über die von der Eurogruppe in Aussicht gestellten Schuldenerleichterungen für Athen

Simon Poelchau

Griechenland soll also kurz vor Abschluss des dritten Kreditprogramms ein paar Erleichterungen beim Schuldendienst bekommen, damit es ab August ohne Hilfe auf dem freien Kapitalmarkt bestehen kann. Ende gut, alles gut?

Nein. Acht Jahre lang stand das Krisenland unter der Fuchtel der internationalen Geldgeber. Auch wenn die Wirtschaft langsam wieder wächst und der Staat - ohne Berücksichtigung des Schuldendienstes - mit Überschuss haushalten kann, haben die Spar- und Privatisierungsauflagen der Kreditgeber katastrophale soziale Folgen für das Land. Die Arbeitslosigkeit beträgt noch immer über 20 Prozent, bei den Jugendlichen liegt sie sogar oberhalb der 40-Prozent-Marke. Mehr als ein Drittel der Menschen gelten in Griechenland als arm. Gleichzeitig sind die Löhne und Gehälter massiv gesenkt worden. Lag das Durchschnittsgehalt für einen Single ohne Kinder 2010 noch bei rund 18 500 Euro, betrug es zuletzt nur noch 14 900 Euro. Auch der Mindestlohn wurde von 862 auf 683 Euro im Monat abgesenkt.

Insofern sind die in Aussicht gestellten Schuldenerleichterungen für die Menschen in Griechenland nicht mehr als ein bisschen Zuckerbrot, nachdem man sie mit der Peitsche erfolgreich in die Armut gezwängt hat.