nd-aktuell.de / 02.05.2018 / Kultur / Seite 13

Schluss mit Schlagzeug, Bass, Gelaber!

Heinz Rudolf Kunze als Rap-Experte mit unterschwelligem Rassismus

Velten Schäfer

Treffenderweise teilen der Musiker Heinz Rudolf Kunze und die deutsche Hochschulrektorenkonferenz das Kürzel: HRK. Denn beiden haftet etwas Offiziöses, Verwaltungsmäßiges an. Die Karriere des 1956 geborenen Sängers begann schon einschlägig bei einem »Pop-Nachwuchs-Festival«. Sie führte über »Dein ist mein ganzes Herz« und weitere Glanzstücke der Tonpoesie zu Ruhm und Lehraufträgen. Und als es leicht war, kritisch zu sein - nämlich in den westdeutschen 1980ern, als der Aufruhr verklungen und nostalgische Reminiszenzen an denselben daher wohlgelitten waren -, erwarb sich der Lieder- den Titel »Niedermacher«.

Da Musikdeutschland bisher seiner Worte zu »Kollegah« und »Farid Bang« geharrt, ihn aber nicht gefragt hatte, macht der Meister die Flegel nun per »DPA-Gespräch« nieder. Und auch gleich diesen »Rap« als solchen, dieses »menschenfeindliche Gestammel mit Musikverzicht«. Diese ganze Richtung, »bei der nur jemand zu Schlagzeug und Bass rumlabert«, werde alsbald verschwinden, glaubt der 61-Jährige, denn: »Da kann kein Titel ein Golden Oldie werden, weil es keine Melodie gibt und niemand mitsingen oder mitsummen kann.« Und das werde gut sein für die Demokratie: »Die Braunen und die Rapper vereint im Totentanz / wird Zeit, dass wir sie mundtot machen und ihre Allianz«, reimte Kunze jüngst auf Facebook, um seinen Gesprächsbedarf zu signalisieren.

Demnächst erscheine nun aber, ist dem »Gespräch« zu entnehmen, zum Glück Kunzes 36. Album: ein »Streifzug durch die Musikgeschichte«, der natürlich auch »Schwarze Musik« umfasst. Man könnte sich nun aufregen über einen gealterten Kulturbeutemacher, der sich dieselbe greift und zugleich alte Rassismen über ihre amelodiöse Buschtrommelhaftigkeit aufruft. Man könnte an Kunzes 2016 erschienenen Protestsong »Willkommen liebe Mörder« erinnern, der - völlig missverstanden, wie der Meister betont! - von Pegidisten gefeiert wird: »Fühlt euch wie zu Hause / bedient euch macht es euch bequem (...) nichts nehmen wir euch übel / Empörung nicht die Spur / ihr habt halt eine andere Umbringekultur«. Und man könnte sich anhand eines jüngeren Interviews ausmalen, wie konkret der Rap verschwinden soll: Dadurch, dass »Flüchtlinge, die sich nicht an die Spielregeln halten, konsequent« rausfliegen nämlich, bevor sie zu dieser Unmusik greifen?

Mann kann sich den Ärger aber auch sparen und lächelnd an die Wirkungsgeschichte eines anderen Musikexperten denken, der einst Schluss machen wollte: nämlich mit dem »Ye, Ye, Ye«.