Carles Puigdemont hat alle Parlamentsabgeordneten seiner Partei zu einem Treffen am Samstag in Berlin eingeladen. Es soll ein neuer Kandidat für seine Nachfolge gefunden werden. Das Treffen findet in der Hauptstadt statt, da Puigdemont dazu veranlasst ist, die Bundesrepublik nicht zu verlassen, bis ein deutsches Gericht über das spanische Auslieferungsersuchen entschieden hat.
Die Partei des abgesetzten katalanischen Präsidenten Junts per Catalunya hatte in den vergangenen Monaten viermal versucht, einen neuen Präsidenten zu ernennen. Die Partei hält die Mehrheit im katalanischen Parlament und ist daher berechtigt, Anwärter und Anwärterinnen für das Amt der Präsidentschaft vorzuschlagen. Die spanische Justiz hat seit den Wahlen in Katalonien am 21. Dezember jede Kandidatur verhindert, die vorgeschlagenen Politiker befanden sich allesamt entweder im Gefängnis oder im Ausland.
Bis zum 22. Mai muss in Katalonien ein neuer Präsident ins Amt gewählt werden, ansonsten werden vorgezogene Wahlen anberaumt. Junts per Catalunya hat nun mehrere Optionen:
Die offizielle Linie von Junts per Catalunya besteht darin, eine neue Abstimmung zu vermeiden. In seiner ersten denkwürdigen Pressekonferenz am 15. April in Berlin-Kreuzberg, kurz nach der Entlassung aus deutscher Untersuchungshaft, sagte Puigdemont, er wolle Neuwahlen unbedingt verhindern.
Die katalanische Nachrichtenagentur meldet unterdessen, aus internen Quellen bei Junts per Catalunya erfahren zu haben, dass der wahrscheinlichste Ausgang eine Aufgabe der Kandidatur von Puigdemont zugunsten einer aussichtsreicheren Bewerberin sei. Die größten Chancen könnte Elsa Artadi haben. Die ehemalige Professorin wird schon lange als Puigdemont-Nachfolgerin gehandelt. Sie hat außerdem die Unterstützung des inhaftierten Jordi Sànchez, eine der Galionsfiguren der Unabhängigkeitsbewegung. Das Ende von Puigdemont wäre das aber noch lange nicht. Der erklärte Plan von Junts per Catalunya ist es, dass die Nachfolge von Puigdemont das Amt nach der offiziellen Einschwörung an ihn zurückgibt. Puigdemont gilt schließlich vielen Katalanen und Katalaninnen immer noch als ihr einzig »legitimer« Präsident.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1087255.krise-in-katalonien-puigdemont-laedt-nach-berlin.html