nd-aktuell.de / 07.05.2018 / Politik / Seite 14

Bau der zweiten Ostseepipeline

Am Anlandepunkt in Mecklenburg-Vorpommern beginnt Nord Stream 2 die Arbeiten

Martina Rathke, Lubmin

Für den Bau der umstrittenen Erdgaspipeline Nord Stream 2 haben in Lubmin die ersten Arbeiten begonnen. Wie Steffen Ebert, Sprecher der Gazprom-Tochter sagte, kommt es zunächst auf einer Fläche von rund sechs Hektar zu Tiefbau- und Fundamentarbeiten für die Gasempfangsstation und das Betriebsgebäude. Neben Deutschland hat bislang Finnland den Bau der 1200 Kilometer langen Gaspipeline genehmigt. Sie soll von Ende 2019 an jährlich rund 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus Russland nach Deutschland transportieren.

Die Entscheidungen von Schweden, Russland und Dänemark über den Bau des Neun-Milliarden-Euro-Projektes stehen jedoch noch aus. In Deutschland klagt zudem der Umweltverband Naturschutzbund Deutschland (Nabu) gegen die Genehmigung für den Pipelinebau in den küstennahen Gewässern. Während in Schweden und Russland umweltfachliche Gründe bei den Behördenentscheidungen maßgeblich sind, kann in Dänemark die Regierung aus sicherheitspolitischen Erwägungen den Bau der Trasse in der 12-Seemeilenzone versagen. Ein entsprechendes Gesetz hatte das dänische Parlament Ende vergangenen Jahres verabschiedet. »Wir sind zuversichtlich, dass wir alle entsprechenden Genehmigungen erhalten werden«, sagte der Sprecher von Nord Stream 2. In Dänemark soll die Pipeline parallel zur bereits bestehenden Nord-Stream-Trasse südlich der Insel Bornholm durch die 12-Seemeilenzone verlaufen. Die Route für die erste Pipeline sei damals auf ausdrücklichen Wunsch Dänemarks gewählt worden. Deshalb ist man optimistisch, dass auch die zweite Pipeline auf diesem Korridor Zustimmung finden werde, so Ebert. Dennoch bereitet sich Nord Stream 2 auch auf Alternativen für den Trassenverlauf vor, um die 12-Seemeilenzone Bornholms zu umgehen. Sie prüften verschiedene Optionen, darunter auch einen Verlauf nördlich von Bornholm.

Die Vorbereitungen für den Bau der Gaspipeline in den Gewässern Deutschlands setzt Nord Stream 2 ungeachtet der derzeit noch offenen Entscheidungen und der Nabu-Klage fort. Der Umweltverband will mit einer einstweiligen Verfügung den Baustart verhindern. Das für das Verfahren zuständige Oberverwaltungsgericht Greifswald hat bislang jedoch noch keine Entscheidung getroffen. Von der Klage seitens der Nabu gegen die Genehmigung zeigt sich die Gazprom-Tochter bislang nicht unter Druck gesetzt. »Wir haben einen gültigen Planfeststellungsbeschluss, der die Vollziehbarkeit des Baus erlaubt«, heißt es dazu.

Ab Mitte Mai will Nord Stream 2 mit den Baggerarbeiten im Greifswalder Bodden beginnen. Die Verlegung der ersten Rohre könnte dann nach jetzigem Planungsstand im Juli starten, hieß es weiter. Die als Doppelstrang geplante Pipeline soll im Anlandebereich in Deutschland auf einer Länge von 28 Kilometern in einem etwa 35 Meter breiten Graben und dann auf weiteren 22 Kilometern in schmaleren Einzelgräben im Meeresboden versenkt werden. In den tieferen internationalen Gewässern wird die Pipeline auf dem Meeresboden liegend verlegt.

Wie bereits bei der ersten Nord-Stream-Trasse soll auch hier das bei den Baggerarbeiten ausgehobene Sediment auf einem sogenannten marinen Zwischenlager vor der Insel Usedom abgelegt werden. Das Sediment, das später nicht zur Wiederverfüllung des Grabens benötigt werde, gehe dann nach Sassnitz-Mukran. Dort werde das Material bei der Hafenerweiterung verbaut.

Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Stralsund hat wegen der geplanten Bauarbeiten bereits entsprechende Bekanntmachungen über Einschränkungen für Seefahrende herausgegeben. dpa/nd