nd-aktuell.de / 17.05.2018 / Politik / Seite 14

Volkach streitet um ein Hotel auf Stelzen

Naturschützer und Einwohner wollen über den Bau abstimmen lassen

Christiane Gläser, Volkach

Die Main-Schleife bei Volkach (Landkreis Kitzingen) ist ein touristischer Anziehungspunkt in Nordbayern. Idyllisch windet sich dort der Main durch wild bewachsene Flächen. Nun plant ein Volkacher Winzer dort ein Hotel. Das gut elf Meter hohe Gebäude soll auf Stelzen in Ufernähe gebaut werden. Der Stadtrat hat diesen Plänen im September 2017 einstimmig zugestimmt, ein offizieller Bauantrag steht noch aus. Doch gegen das Vorhaben, das bis 2021 realisiert werden soll, gibt es Widerstand.

Ein Zusammenschluss aus Naturschützern und Bürgern macht sich für ein naturbelassenes Mainufer ohne Hotel stark und hat einen Bürgerentscheid auf den Weg gebracht. »Das ist Landschaftsschutz- und Hochwassergebiet. Da ist nicht einmal Gärtnern erlaubt, ein Gewächshaus aufzustellen«, sagt Elmar Erhard, Vorsitzender der Bürgerinitiative Landschaftsschutz Mainschleife. Er und seine Mitstreiter wollen verhindern, dass das Ufergebiet bebaut wird. »Wir haben nichts gegen die Familie, nur etwas gegen das Hotel an dieser Stelle.«

Gemeint ist Familie Pfaff-Düker aus Volkach. Ihr gehört ein Vier-Sterne-Romantikhotel in der Altstadt. Dass er einmal mit soviel Gegenwind kämpfen muss, hat Hotelier und Winzer Ralph Düker damals nicht gedacht. »Mir war klar, dass ich mit Naturschützern reden werde«, sagt der 55-Jährige. Von der Schärfe, die die Diskussionen mittlerweile bekommen haben, ist er ziemlich überrascht. »Ich möchte ja nichts Verantwortungsloses tun. Ich werde einen Teufel tun und da etwas Hässliches hinstellen.«

Der Ort, um den gestritten wird, ist der Uferbereich in fünfminütiger Laufnähe zur Innenstadt. Dieses Mainvorland will die Stadt seit über zwei Jahren touristisch aufwerten und zum Naherholungsgebiet machen. Zwei Anleger für Kreuzfahrtschiffe gibt es dort bereits - ohne Widerstand aus der Bevölkerung.

»Das Gebiet fristet derzeit eher ein Dasein aus Kies und Staub«, sagt Volkachs Tourismuschef Marco Maiberger. »Dort gibt es schon einen Campingplatz und eine große Brücke und gegenüber ein Betonmischwerk. Die perfekte Idylle ist es dort nicht«, ergänzt Bürgermeister Peter Kornell. Moderne, neue Hotels tun der Region gut, davon sind Maiberger und Kornell überzeugt. »In den vergangenen Jahren sind die Menschen insgesamt mehr ins Weinland gereist. Das liegt daran, dass die Region seit über zehn Jahren an ihrem Image als Urlaubsland arbeitet«, so Maiberger. Winzer haben sich moderne Vinotheken gegönnt, der Mainradweg wird ausgebaut und beworben und die zunehmende Klimaveränderung ergänzt das Urlaubs-Wohlfühl-Wein-Programm in Nordwestbayern um häufig trockenes, heißes Wetter. In Volkach sind die Übernachtungszahlen 2017 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als zehn Prozent gestiegen.

Etwa elf Millionen Euro will Düker mit seinem Geschäftspartner in die Hand nehmen. Entstehen soll ein Hotel mit 55 Zimmern und mindestens 30 Arbeitsplätzen. Das Gebäude soll über 30 Meter vom Ufer entfernt auf Stelzen gebaut werden, damit Hochwasser ungehindert abfließen kann. Bei der Fassade will Düker mit viel Holz, Glas, Grün und einer Muschelkalk-Optik arbeiten. »Es wird Vinothek-Charakter haben. Wir wollen hier die Weine erlebbar machen, die in der Mainschleife wachsen.«

Ob es so weit kommen wird, liegt in der Hand der Bürger. Am 29. Juli können sie abstimmen. dpa/nd