nd-aktuell.de / 19.05.2018 / Politik / Seite 20

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Sam Nzima

8. 4. 1934 - 12. 5. 2018

Ein Foto machte Sam Nzima berühmt und kostete ihn den Job: Es zeigt einen Schwarzen, der den sterbenden Hector Pieterson in den Armen hält. Es ist das Foto des Schüleraufstands in Soweto 1976 - ein ähnliches Sinnbild für den rassistischen Apartheidstaat Südafrika wie das Napalm-Mädchen für den Vietnam-Krieg.

Sam Nzima, ein Bauernsohn, war als Fotograf ein Autodidakt. Mehr als die Unterweisung eines Lehrers, wie ein Fotoapparat funktioniert, hatte er an Ausbildung nicht. Das Foto in Soweto, das er unter Kugelhagel schoss, brachte ihm den Unmut der Schergen des Regimes ein, das von 1948 bis 1991 herrschte und weiße Südafrikaner privilegierte und schwarze Südafrikaner unterdrückte. Die Repression durch die Sicherheitspolizei brachte ihm wegen dieses Fotos 19 Monate Hausarrest und ließ ihn seine Arbeit als Berufsfotograf aufgeben. Reich machte ihn das Foto nicht, denn das Copyright blieb ihm lange verwehrt; erst 1998 konnte er es vor Gericht erstreiten. Das »Time Magazine« führt Nzimas Foto unter den 100 einflussreichsten Bildern aller Zeiten. »Sam Nzima war einzigartig«, sagte Präsident Cyril Ramaphosa in einer Würdigung. Seine Kamera habe »die ganze Brutalität der Unterdrückung« durch das Apartheidregime festgehalten. mli

David Goodall

4. 4. 1914 - 10. 5. 2018

Als Biologe kannte er sich mit Leben und Tod aus. Der australische Botaniker David Goodall befeuerte kurz vor seinem unterstützten Freitod in der Schweiz noch einmal die Debatte um die Frage, ob der Mensch eigenständig entscheiden darf, sein Leben zu beenden, und ob ihm andere dabei helfen dürfen. In den meisten Ländern der Erde - auch in Australien - ist die »Tötung auf Verlangen« verboten. Anders in der Schweiz, da gibt es mehrere Vereine, die sich ganz legal als Sterbebegleiter betätigen. Grund genug für den 104 Jahre alten Goodall, zum Sterben in die Schweiz zu reisen, wo er vergangene Woche im Beisein mehrerer Enkelkinder an einer tödliche Infusion verstarb.

Einen Tag vor seinem Tod hatte Goodall in einer Pressekonferenz seine Beweggründe geschildert. »Ich will nicht mehr länger leben. Ich verliere mein Augenlicht und mein Gehör«, sagte der Botanikprofessor. Goodall wirkte geistig völlig klar. Seine letzten Tage hatte der Botanikprofessor mit Verwandten verbracht. Seine Familie verstehe seinen Entschluss, sagte Goodall. Der Forscher war seit 20 Jahren Mitglied der Sterbehilfeorganisation Exit International. StS