nd-aktuell.de / 26.05.2018 / Kultur / Seite 9

Fürchtet Euch vor den Schönen!

Die Natur kennt keine Moral. Zugegeben, das ist jetzt keine neue Erkenntnis und besonders originell ist sie auch nicht. Aber in diesen Zeiten, in denen alles durcheinander zu geraten scheint, in der Wahrheit Lüge und Lüge Wahrheit ist, ist es gut zu wissen, dass es noch sichere Erkenntnisse wie die vorgenannte gibt. Die Natur ist grausam - auch das ist weiland bekannt - und oftmals ist das, was wir schön nennen, das uns verzaubert, dem wir ästhetische Anmut andichten, in Wirklichkeit das todbringende Grauen schlechthin. Es sind nicht die hässlichen Erscheinungen der Natur, vor denen wir uns ängstigen sollten, sondern jene, die uns mit ihrer Schönheit blenden. Wer zum Beispiel vorhat, demnächst die spanische Mittelmeerinsel Mallorca zu besuchen, sollte gewarnt sein. Nicht die Horden besoffener, schmerbäuchiger Teutonen am Strand und in den diversen Spelunken sind das Problem, nein, die Gefahr ist eine wunderschön bläulich schimmernde Erscheinung, die durch das Wasser schwebt: die Portugiesische Galeere. Ihr Körper wird bis zu 30 Zentimeter groß, die Tentakeln der Qualle können eine Länge von 30 Metern erreichen. An den Enden der Tentakeln befinden sich äußerst giftige Nesselzellen; eine Berührung ist sehr schmerzhaft, für geschwächte Personen oder Menschen mit Allergien kann sie sogar tödlich enden.

Vor wenigen Tagen, so vermeldeten es die Behörden auf Mallorca, seien Exemplare der Qualle vor der Insel aufgetaucht. Bis zum Hochsommer seien die Tiere aber wieder verschwunden, wurde mit Blick auf die beginnende Urlaubssaison versichert. Doch wir sollten solchen Meldungen misstrauen: Heidi Klum hat angekündigt, dass es eine weitere Staffel ihrer Jungmädchenfleischbeschau »Germany’s Next Topmodel« geben wird und in den USA macht die Meldung die Runde, dass Donald Trump seine Tochter Ivanka zur ersten Präsidentin der USA machen will. Wie gesagt, Fürchtet Euch vor den Schönen, nicht vor den Hässlichen! jam Foto: imago/blickwinkel