nd-aktuell.de / 29.05.2018 / Sport / Seite 19

Handballer kritisieren die Bundesliga

Schmälern zu viele Spiele Chancen auf Europas Krone?

Moritz Löhr und David Ryborz, Köln

Er war der letzte Deutsche beim Final Four in Köln - und am Ende ging auch Dominik Klein im Kampf um Europas Handballkrone leer aus. Doch der langjährige Kieler nutzte die Bühne und schickte angesichts des erneuten Fehlens deutscher Teams einen Appell in Richtung der deutschen Bundesliga HBL. »Der Spielplan und die Belastung müssen eingedämmt werden«, sagte der 34-Jährige.

Zum zweiten Mal in Folge hatten sich die Bundesligaklubs nicht für die entscheidenden Spiele der Champions League qualifiziert. Frank Bohmann, Geschäftsführer der HBL, erteilte einer Reduzierung des Spielplans aber eine klare Absage: »Das ist ausdrücklich nicht unser Plan«, sagte er.

Dabei sollte man die Kritik von Klein, der mit der Überraschungsmannschaft HBC Nantes kurz vor seinem Karriereende das rein französische Finale gegen Montpellier HB verlor (27:32), nicht einfach so wegwischen. Der Linksaußen war 2016 vom THW Kiel in die Bretagne gewechselt und lernte die Vorteile des Handballs in Frankreich zu schätzen. Die dortige Liga war erstmals in der Geschichte mit drei Teams in Köln vertreten.

»Wir haben in Frankreich 26 Ligaspiele, in Deutschland sind es 34«, sagte Klein und verwies auf die große Belastung, insbesondere vor wichtigen Champions-League-Spielen. »Es ist doch klar, dass bei diesem Spielplan in Frankreich zwischen Hin- und Rückspielen in der Champions League keine Ligapartie terminiert wird.« In der Bundesliga passiert das hingegen regelmäßig.

Bohmann verweist seinerseits auf den französischen Ligapokal, der im Land des Weltmeisters als zusätzlicher Wettbewerb hinzukommt und in Deutschland in dieser Form nicht existiert. »Wir werden uns bemühen, im Rahmen der Spielplangestaltung, die Belastung der Teams in Grenzen zu halten.«

In Deutschland ist der Terminplan allerdings kompliziert, die Ansetzungen funktionierten in dieser Saison alles andere als reibungslos: Im Achtelfinale hatte die Liga ohne Rücksicht auf die Champions League ein TV-Livespiel der Rhein-Neckar Löwen gegen den THW Kiel auf den Tag gelegt, an dem die Mannheimer ihr Achtelfinalhinspiel in der Königsklasse bei KS Kielce austragen sollten. Am Ende des peinlichen Terminstreits schickten die Löwen ihre Drittligamannschaft in die Champions League und schieden erwartungsgemäß aus.

Auch Ex-Löwe Uwe Gensheimer - jetzt mit Paris St. Germain Dritter - sieht die Belastung als einen Grund für das erneute Fehlen der Bundesliga im Final Four. »Man muss sich fragen, ob man den deutschen Mannschaften die Chance verbaut, in der Champions League erfolgreich zu sein«, sagte der Nationalmannschaftskapitän. »Eigentlich ist die Qualität der Bundesliga hoch genug, um mit einem oder zwei Teams in Köln vertreten zu sein.«

Auch Bohmann ist sich sicher, dass auch Bundesligisten weiterhin alle Chancen in der Königsklasse haben werden - trotz der höheren Belastung: »Nach wie vor können drei, vier deutsche Teams das Final Four erreichen.« Den Beweis für diese Behauptung müsste die Bundesliga in der kommenden Saison aber erst mal wieder antreten. SID/nd