Nicht alles auf eine Karte setzen

Wie man die richtige Geldanlage findet

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 4 Min.

»Anleger müssen weder Börsenexperten noch Steuerfachleute sein«, beruhigt Kerstin Becker-Eiselen alle nd-Leser, und nicht nur die. Um eine Finanzplanung zu machen, die Hand und Fuß hat, sind allerdings Grundkenntnisse über wirtschaftliche Zusammenhänge und über die wichtigsten Formen der Geldanlage hilfreich, meint die Sprecherin der Verbraucherzentrale Hamburg. Bevor es um möglichst hohe Renditen geht, gilt es erst einmal, gravierende Fehler zu vermeiden.

Der erste Schritt zum »richtigen« Sparen besteht darin, sich einen Überblick über die laufenden Einnahmen und Ausgaben zu verschaffen. Durch diese Analyse erfahren Sie, wie viel oder wie wenig Geld zur Seite gelegt werden kann. So weit, so einfach.

Doch bevor Sie das Geld wirklich einer Bank oder Sparkasse, einem Versicherer oder Fondsgesellschaft anvertrauen, sollten Sie sich Klarheit verschaffen, wofür Sie das Guthaben einsetzen wollen: Ist es für eine bestimmte Anschaffung vorgesehen? Wollen Sie damit den Urlaub finanzieren? Oder möchten Sie sich vor allem fürs Alter wappnen? Oder alles zugleich und noch viel mehr?

Aus den Antworten auf diese Fragen ergeben sich Ihre persönlichen Sparziele. Doch selbst, wenn die Sparziele klar formuliert sind, gilt: Die ultimative Anlageform, die für ein bestimmtes Ziel »automatisch« richtig ist, gibt es leider nicht! Jede Anlageentscheidung hängt letztlich von mehreren individuellen Faktoren ab, wie Alter, Einkommens- und Vermögensverhältnisse, Risikobereitschaft - und persönlichen Sparzielen.

Grundsätzlich gilt: »Nicht alles auf eine Karte setzen!« Unser Rat: Bei jeder Sparanlage sollte die Sicherheit bei der Auswahl an erster Stelle stehen, noch vor dem Zinssatz.

Fünf wichtigste Anlageziele

Im Zentrum stehen die fünf wichtigsten Anlageziele: Kurzfristige Liquidität, Sparen auf Anschaffungen, Sparen aufs Eigenheim, individuelle Altersvorsorge sowie eine freie Vermögensbildung. »Da die wenigsten ihr Guthaben in allen Kategorien gleichzeitig verteilen können, sind Prioritäten zu setzen«, rät Verbraucherschützerin Becker-Eiselen. Verteilen Sie das Ersparte daher im Idealfall auf mehrere Töpfe. So sollte als erstes für den Notfall genügend Erspartes sofort zur Verfügung stehen. Dies ist der »Topf« eins. Darin ist Ihr »Bargeld«, welches jederzeit für überraschende Ausgaben verfügbar ist. Wenn möglich, sollten Sie Geld in Höhe von zwei bis drei Monatseinkommen, so die Faustformel, auf ein Konto parken, auf das Sie jederzeit Zugriff haben.

Einen zweiten Topf füllen Sie mit einem Betrag für die Anschaffung von teuren, aber langlebigen Konsumgütern. Das kann die Einrichtung für die neue Mietwohnung sein oder der Kauf eines E-Fahrrades. Wenn darüber hinaus noch regelmäßig Geld vorhanden sein sollte, füllen Sie dieses in Topf drei: Nutzen Sie dazu die staatlichen und zugleich stattlichen Prämien für vermögenswirksame Leistungen und/oder die Riester-Rente.

Wer danach immer noch Geld übrig hat, sollte etwas auf die ganz hohe Kante legen (»Topf vier«). Langfristig, jedoch nicht zu lange. Weil niemand genau weiß, ob er die nächsten Jahrzehnte in finanzieller Sicherheit verbringt. Sparen Sie in Etappen von höchstens fünf bis sieben Jahren. Angesichts der aktuell weiterhin sehr niedrigen Zinssätze eher noch kürzer.

»Wo bleibt Topf fünf, Sparen aufs Eigenheim?«, werden Sie vielleicht fragen. Innerhalb einer Finanzplanung kann das Bausparen auf Kosten anderer Töpfe gehen. So lässt sich statt »Riestern« auf staatlich gefördertes Bausparen setzen - wenn Sie tatsächlich einmal bauen wollen. Allerdings: Unter finanziellen Aspekten zahlt sich ein Eigenheim nur aus, wenn die Finanzierung dauerhaft günstiger als die Miete ist. Das lässt sich für hier und heute leicht errechnen, für die Zukunft bleibt die Antwort ungewiss.

Verbraucherschützer raten

Antworten auf all diese Fragen versucht der aktuelle Ratgeber, herausgegeben von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (NRW), zu geben. Anfänger wie Fortgeschrittene leitet er von den ersten Planungsschritten bis hin zur persönlichen Strategie. Der Ratgeber berücksichtigt nachhaltige, »grüne« Geldanlagen, warnt vor heiklen Spartipps und hilft sogar dabei, bereits bestehende Verträge zu verbessern. Eine Checkliste am Ende des Buches macht Sie fit für den Ernstfall, das Gespräch mit einem Sparkassenberater oder einem Versicherungsvertreter.

Der Ratgeber »Geldanlage. Einfache Strategien für Ihre Finanzplanung« (Hrg. Verbraucherzentrale NRW) ist im Buchhandel erhältlich für 16,90 Euro. Zzgl. 2,50 Euro für Porto/Versand kann man ihn online unter www.vzhh. de bestellen oder für 13,99 Euro als E-Book herunterladen.

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